Sölden – Viktoria Rebensburg bekam höflichen Applaus für ihren enttäuschenden 13. Platz zum Saisonstart – richtiggehend ausgeflippt sind die Fans dagegen für Alice Robinson.
Die erst 17 Jahre alte Skirennfahrerin aus Neuseeland hat völlig überraschend den Weltcup-Auftakt in Sölden gewonnen und dabei auch US-Star Mikaela Shiffrin um 0,06 Sekunden geschlagen. Fans mit Fahnen aus Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Deutschland: Sie alle feierten den Teenager bei Sonnenschein und blauem Himmel ausgelassen und vergaßen für einige Zeit auch den Sturz der Österreicherin Bernadette Schild, die sich wohl schwerer am Knie verletzte und ins Krankenhaus kam.
«Mikaela zu schlagen, ist wirklich verrückt. Es fühlt sich unglaublich an», sagte Robinson, bevor sie das erste TV-Interview im ORF nach einem Hustenanfall abbrechen musste. Dabei wird die junge Frau in Zukunft wohl noch häufiger Gelegenheit bekommen, ihre Gedanken öffentlich zu teilen. Zunächst fliegt sie aber zurück in die Heimat: Eine Woche Schule hat Robinson noch vor sich, ehe sie sich ganz auf ihre Karriere als Skirennfahrerin konzentrieren kann.
Wenige Stunden nach dem Halbfinal-Aus der All Blacks bei der Rugby-WM gegen England («Sehr enttäuschend») sorgte Robinson für eine sportliche Sensation gleich zum Start in den Weltcup-Winter. Einen Riesenslalom-Sieg gab es für die Kiwis noch nie, zuletzt gewann Claudia Riegler 1997 einen Slalom. Dass Robinson Olympiasiegerin Shiffrin bezwang und auch die zweifache Weltmeisterin Tessa Worley aus Frankreich nur Dritte wurde (+0,36 Sekunden), war beeindruckend. Rebensburg hatte ihr auf Rang 13 mit 1,73 Sekunden Rückstand überhaupt nichts entgegenzusetzen.
«Mich wundert schon, dass sie sich so frech fahren traut. Aber die lebt wahrscheinlich mit dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt», lobte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier. Schon vor dem Sieg hatte er über die blonde junge Frau aus Queenstown gesagt: «Ich wüsste niemanden aus der südlichen Hemisphäre, der so ein Potenzial hat. Die fährt wirklich frech Ski.»
Rebensburg selbst versuchte, sich durch den schwachen Auftakt nicht verunsichern zu lassen. «Sie hat ihre Vorteile durch ihr Alter und die Unbekümmertheit», sagte sie der ARD. «Ich habe meine Vorteile auch durch mein Alter, durch die Erfahrung. Ich versuche meine Schlüsse daraus zu ziehen und dann im nächsten Rennen wieder anzugreifen.»
Bis zum nächsten Riesenslalom in Killington sind fünf Wochen Zeit, Antworten auf die Fragen zu finden, die sich nicht gleich beantworten ließen. «Ich kann gerade nicht so viel dazu sagen, ich tue mich schwer Gründe zu nennen», gestand Rebensburg. Die Lücke zum Spitzentrio war jedenfalls größer, als ihr lieb sein konnte. «Die drei vorne waren in einer eigenen Liga. Die anderen müssen sich anschnallen und haben richtig viel Arbeit vor sich», sagte der neue ARD-Experte Felix Neureuther.
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(dpa)