Ferstl mag Gröden: «Bin sehr, sehr gerne hier»

Gröden – In Gröden fühlt sich Josef Ferstl besonders wohl. Vor zwei Jahren holte er auf der berühmten Saslong in Südtirol seinen ersten Weltcup-Sieg.

Die Wettkämpfe am Fuße des Langkofels zählen für den Skirennfahrer aber nicht nur deswegen zu den Höhepunkten des Winters. «Ich bin sehr, sehr gerne hier», sagt Ferstl, der Panorama, Essen und Gastfreundschaft der Menschen in den Dolomiten sehr schätzt. «Die Strecke bietet alles und macht unheimlich viel Spaß.»

Der Erfolg im Dezember 2017, als Ferstl mit 0,02 Sekunden Vorsprung triumphierte und gar nicht so recht wusste, wie das als Gewinner bei einer Siegerehrung abläuft, war für manchen Beobachter noch eine Eintagsfliege. Schließlich war dem damals 28-Jährigen zuvor nie ein Podestplatz gelungen. Doch gut 15 Monate später jubelte Ferstl wie einst schon sein Vater auch in Kitzbühel als Sieger.

Spätestens damit hat sich das Leben für ihn verändert. «Der ein oder andere kennt dich jetzt im Biergarten. Der Respekt und die Anerkennung ist mehr geworden», berichtet der inzwischen 30 Jahre alte Ferstl, sagt aber auch: «Ich bin immer noch der Pepi und habe meine Freunde, da bin ich kein anderer Mensch geworden.» Auch durch zwei Weltcup-Siege im Super-G nicht.

Bodenständig bleiben, das ist dem Sportler vom SC Hammer wichtig. Die positiven Kommentare von Fans, Kollegen und Konkurrenten tun ihm aber gut. Daraus macht Ferstl keinen Hehl. «Wir sind vor vier, fünf Jahren noch mit dem Rücken zur Wand gestanden. Inzwischen wird man wahrgenommen und bekommt mehr Respekt. Das haben wir uns erarbeitet. Nicht nur ich, das ganze Team, alle zusammen.»

Es ist noch gar nicht lange her, da haben die Verantwortlichen im Deutschen Skiverband darüber diskutiert, die Förderung für die schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G einzustellen. Plätze jenseits der Top 20 waren damals bei den Herren Normalität und wurden als Erfolg verbucht, so lange es noch ein paar Weltcup-Punkte gab. Dann kam Mathias Berthold 2014 als Bundestrainer und installierte Christian Schwaiger als Speedcoach. Der ist seit dieser Saison selbst Chef und führt fort, was sich in fünf Jahren entwickelt hat.

In dieser Zeit hat nicht nur Ferstl zwei Weltcup-Siege verbucht und eine Gondel in Kitzbühel bekommen, sondern auch Thomas Dreßen den Durchbruch geschafft. Dreßen ist mit drei Siegen in der Abfahrt der beste Deutsche der Weltcup-Geschichte in dieser Disziplin. Dazu kommt Andreas Sander, dem ein Podestergebnis bislang verwehrt blieb, der aber das Zeug dazu hat. Und auch Dominik Schwaiger deutete mit Rang sieben in der Abfahrt von Beaver Creek zuletzt an, dass er mehr sein kann als nur ein Fahrer aus der zweiten Reihe.

Das war Ferstl selbst lange. Inzwischen traut er sich zu, offen und selbstbewusst Karriereziele zu formulieren. «So eine Medaille würde mir schon auch stehen», meinte er vor dem Saisonstart. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es im März 2021, dann ist Cortina d’Ampezzo Gastgeber der Weltmeisterschaften. Bis dahin ist vielleicht auch eine Kristallkugel für die Disziplinwertung im Weltcup ein Thema. «Das wäre ein dickes Ding. Das ist realistisch, das ist machbar», meint Ferstl. «Aber da musst du so eine Konstanz rein bringen in deine Rennsaison, und das ist halt wirklich schwer.»

In dieser Saison ist es kaum noch möglich, zu sehr hat ihn eine Handverletzung wenige Wochen vor dem ersten Start gebremst. Aber ein paar Jahre lang wird Ferstl ja noch nach Gröden kommen.

Fotocredits: Gabriele Facciotti
(dpa)

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