Schweres Amt für neue DESG-Präsidentin Teeuwen

Inzell – Immer nur meckern, das könne jeder, findet Stefanie Teeuwen. «Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich es nicht versucht habe, etwas zu ändern.»

Mit dieser Einstellung nimmt die neue Präsidentin der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG ihre Herkules-Aufgabe in Angriff. Erstmals seit 50 Jahren medaillenlos bei Olympia, im Vorjahr erstmals auch ohne Edelmetall bei den Weltmeisterschaften: Die sportliche Krise im Verband war seit der Wiedervereinigung nie so offenkundig wie in den vergangen Jahren.

Also machte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Druck, forderte nachdrücklich strukturelle Veränderungen. Vor knapp zwei Jahren kam in Robert Bartko ein neuer Sportdirektor, im Februar 2016 in Jan van Veen ein neuer Cheftrainer aus Holland – nun also auch eine neue Präsidentin, die nach dem Rücktritt von Gerd Heinze die Veränderungen im Verband vorantreiben will.

«Was habe ich denn zu verlieren? Wenn es schiefgeht, werde ich geköpft. Aber damit kann ich leben», meinte die 47-Jährige selbstbewusst. «Wenn ich mir das nicht zutrauen würde, hätte ich das Amt nicht angenommen.»

Alles kommt im Verband auf den Prüfstand, die vom DOSB ausgerufene Leistungssport-Reform begrüßt die frühere Eisschnellläuferin aus Grefrath. «Ich finde es gut, dass nicht mehr nur nach Erfolg, sondern nach Potenzial gefördert wird», sagte die viermalige deutsche Meisterin, die in ihrer Karriere Anfang der 90er Jahre oft gegen Claudia Pechstein lief, die heute mit ihren fast 45 Jahren immer noch zu den bekanntesten Eisschnellläuferinnen des Verbandes zählt. Teeuwen spricht «von Herausforderung, nicht von Wagnis.»

Kommunikation und Transparenz, das sei ihr Anspruch. Dass es früher kaum Gespräche zwischen dem Verband und den Verantwortlichen auf Landesebene gegeben habe, bezeichnet Teeuwen «als Krux». Man habe sich ausgeruht auf den Erfolgen im einst erfolgreichsten Wintersportverband Deutschlands. «Man war manchmal zu satt und hat sich nicht gefragt: Wie lange läuft das so weiter?», kritisierte sie. Viele Gelder seien mit der Gießkanne verteilt worden, künftig soll allein wieder Leistung zählen. «Das ganze System muss man hinterfragen. Ich bin da sehr provokant», sagte sie mit Überzeugung.

Leicht sei das alles nicht, räumte Teeuwen ein. Und «manchmal ist es eine Herausforderung für meine früheren Trainer, zu akzeptieren, dass ich jetzt die Chefin bin», gab die frühere Aktivensprecherin zu. Motiviert sei sie allemal. «Es ist schön, wenn man Erfahrungswerte zurückgeben kann. Der Sport ist eben Teil meines Lebens.»

Und Sportdirektor Bartko verkündete das kurzfristige Ziel, dass die Deutschen die WM im Februar auf der Olympia-Bahn im südkoreanischen Gangneung nicht wieder ohne Medaille verlassen wollen. Doch die gesamte Trainingskonzeption und Umbrüche bei der Nachwuchsgewinnung und -förderung seien auf die Winterspiele 2022 und 2026 ausgerichtet. Erst dann werde das System seine Früchte tragen, hofft der Potsdamer.

Fotocredits: Beate Dobbratz
(dpa)

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