Frischer Wind aus Holland: Eis-Asse wollen aufs Podest

Harbin – Die Gelenke schmerzten, die Muskeln machten dicht: Das Intensiv-Training bis zur Erschöpfung unter Führung des neuen Cheftrainers Jan van Veen soll den deutschen Eisschnellläufern neuen Schwung verleihen.

Nach einer verkorksten Vorsaison kann es im vorolympischen Winter eigentlich nur bergauf gehen – dessen ist sich zumindest Robert Bartko ziemlich sicher. «Wir wollen es diesmal besser machen und nicht noch einmal medaillenlos die Saison beenden», gab der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf DESG die Devise für die am Freitag im chinesischen Harbin beginnende Weltcup-Saison aus.

Nach den ersten Winterspielen ohne Olympia-Medaille seit 50 Jahren waren die Deutschen auch im zurückliegenden Weltcup-Winter an den Postplätzen vorbeigeschrammt. Seine Zuversicht zieht Bartko aus den dem neuen Trainingssystem des Niederländers van Veen, bei dem zwar nicht in erster Linie die Umfänge, wohl aber die Belastungen erhöht wurden. «Die ersten Monate waren knüppelhart, das war schon eine massive Umstellung». Ich habe manche Nacht kaum geschlafen, gestand 3000-Meter-Meisterin Bente Kraus, die beim nationalen Championat ihre persönliche Bestzeit über 5000 Meter gleich um fünf Sekunden verbesserte und Serienmeisterin Claudia Pechstein auch auf dieser Distanz erstmals zur Hergabe der letzten Reserven forderte.

Für die fünfmalige Olympiasiegerin Pechstein liefen die letzten Wochen der Vorbereitung weniger erfreulich. Nach Knöchelentzündung und der damit verbundenen Einnahme von Antibiotika sowie einer Erkältung war die Form beim nationalen Auftakt in Inzell nicht optimal. Zuvor hatte sich die 44-Jährige nach dem Training in ihrem eigenen Profi-Team durchaus auf gutem Kurs gesehen und möchte diesen nun in Harbin bestätigen.

«Meine ganze Konzentration liegt auf den 5000 Metern. In Harbin wäre über 3000 Meter schon ein Rang in den Top Acht eine erfreuliche Platzierung», meinte die Hauptstädterin, die in China ohne Heimcoach Peter Mueller auskommen muss, der kein Visum erhielt. Seit der Saison 1991/92 – so lange wie keine andere Läuferin – ist Pechstein im Weltcup aktiv. 109 mal bestieg sie bislang ein Treppchen auf dem Siegerpodest.

Neue Angriffe auf die Top Drei will Patrick Beckert starten, dessen Alleingang im Training außerhalb der Gruppe von van Veen auf Skepsis stieß. «Meine drei Titel in Inzell mit guten Zeiten haben mir bestätigt, dass mein Kurs richtig ist. Ich werde auch weiterhin keine Kompromisse machen», kündigte der WM-Dritte von 2015 über 10 000 Meter an, der in diesem März bei der Weltmeisterschaft in Kolomna als Vierter zweimal knapp das Siegertreppchen verfehlte.

Neuen Elan verspürt Sprinter Nico Ihle. «Es ist eine riesige Motivation für mich, dass auch mein Bruder Denny nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause im vorigen Winter wieder dabei ist», meinte der WM-Vierte aus Chemnitz. Das eröffnet dem deutschen Trio auch Perspektiven für den Teamsprint, der im Februar 2017 bei der WM auf dem Olympia-Bahn in Gangneung erstmals zur Austragung kommt.

Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)

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