St. Moritz – Andreas Sander fehlten keine zwei Zehntelsekunden auf das Abfahrts-Podest, Thomas Dreßen überraschte bei seiner ersten WM mit Rang zwölf.
Die Abfahrer haben in der alpinen Königsdisziplin eine starke Vorstellung gezeigt und dem Deutschen Skiverband einen versöhnlichen Abschluss der ersten Weltmeisterschafts-Woche beschert.
Beim umjubelten Heimsieg des Schweizers Beat Feuz konnte sich Sander zunächst aber nicht freuen, sondern ärgerte sich über die verlorene Zeit. «Ich wusste genau, wo ich zwei, drei Zehntel liegengelassen habe», sagte der Ennepetaler. «Das ist sicher momentan ärgerlich. Aber ich glaube trotzdem, dass es ein guter Lauf war.»
Die wegen Nebels von Samstag auf Sonntag verschobene Abfahrt wurde zu einem spektakulären Rennen vor mehr als 35 000 Zuschauern oberhalb von St. Moritz – und die deutschen Starter wussten zu überzeugen. Nach Sander, der dem Deutschen Skiverband (DSV) das beste Ergebnis in einer WM-Abfahrt seit Florian Eckerts Bronzemedaille 2001 bescherte, raste Dreßen auf Rang zwölf – so weit vorn war der 23-Jährige im Weltcup noch nie gelandet. Josef Ferstl kam auf den 18. Platz.
Für einen DSV-Coup im Kampf um die Medaillen hätte bei strahlendem Sonnenschein aber beinahe Sander gesorgt: Er war bis zur dritten Zwischenzeit sogar schneller als Feuz. Ein Patzer am Mauersprung kostete den derzeit besten deutschen Speedfahrer aber Geschwindigkeit und Zeit, so dass es nicht mehr für ganz vorne reichte. Im Ziel stieß Sander mit Blick auf das Klassement einen kurzen Schrei aus, breitete die Arme aus und klopfte sich mit den Handschuhen gegen den Helm.
«Wenn ich das Ergebnis sehe, darf ich gar nicht drüber nachdenken, was möglich gewesen wäre», sagte Sander. Ein «blöder Fehler» habe ihn zwei Zehntelsekunden gekostet, meinte er. «Mit dem achten Platz kann ich nicht zufrieden sein», resümierte er unmittelbar nach seinem Lauf. Die Freude über den Tag komme aber wohl später, meinte der 27-Jährige, der 0,56 Sekunden langsamer war als Sieger Feuz.
Dreßen (+0,88) gelang das Kunststück, die Sieger der Abfahrten von Kitzbühel (Dominik Paris) und Garmisch (Travis Ganong und Hannes Reichelt) hinter sich zu lassen. «Das hört sich nicht so schlecht an», feixte der Oberbayer. «Ich wollte heute eine coole, lockere Fahrt machen und abrufen, was ich im Training kann. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich Zwölfter werde, hätte ich das mit Handschlag angenommen. Ich habe die Nominierung bestätigt.» Die vom Verband gewünschte Quali-Norm hatte er nicht erfüllt.
Der gefeierte Held des Nachmittags war Feuz, der Super-G-Weltmeister Erik Guay aus Kanada und den Österreicher Max Franz auf die Plätze verwies. Einen Tag nach seinem 30. Geburtstag ließ sich der Berner von den Anhängern feiern und probierte sich sogar am berühmten Jubel seines berühmten Landsmanns Didier Cuche, als er im Zielauslauf den Ski mit dem Fuß in die Luft schleuderte und ihn – etwas unbeholfen – auffing.
«Für so etwas fährt man Skirennen, genau solche Rennen will man erleben», sagte Feuz, der von Tennis-Weltstar Roger Federer angefeuert wurde. «Das war eine geniale Fahrt.»
Fotocredits: Michael Kappeler,Michael Kappeler,Alessandro Trovati
(dpa)