Deutsche Kombinierer blicken schon ins Olympia-Jahr

Schonach – Am Ende einer aus deutscher Sicht Wahnsinns-Saison wusste der Bundestrainer der Nordischen Kombinierer, dass die Ergebnisse dieses Winters wahrscheinlich nicht mehr zu toppen sein werden.

Hermann Weinbuch ballte die Fäuste, umarmte seine Trainerkollegen, Techniker und Betreuer, bedankte sich bei seinen Athleten. Er weiß, dass nun die Ansprüche und die Erwartungshaltung unglaublich gestiegen sind. Gerade in der folgenden olympischen Saison könnte dies erdrückend sein. Schon deshalb schaltete der Coach wieder ganz schnell vom Feier- in den Arbeitsmodus um.

23 Einzel-Weltcups gab es im zu Ende gehenden Winter, 21 Mal stand einer seiner Schützlinge ganz oben auf dem Podest. Im Gesamtweltcup sicherten sich Eric Frenzel und Johannes Rydzek die ersten zwei Plätze, der Nationen-Cup war praktisch schon zur Halbzeit des Wettkampfjahres entschieden. Und da bei der WM in Lahti alle vier Titel nach Deutschland gingen, lediglich zwei der acht möglichen Medaillen nicht von Weinbuch-Schützlingen gewonnen wurden, geht die Saison 2016/2017 als erfolgreichste in die deutsche Kombinierer-Geschichte ein.

«Wir haben wohl nicht viel falsch gemacht», resümierte Weinbuch, ergänzte aber: «Ich sehe das individuell. Und da gab es in der Trainingssteuerung bei dem einen oder anderen Athleten Punkte, die nicht so gut gelaufen sind.» Bei seinen Spitzenleuten aber wäre sehr viel aufgegangen, bemerkte der Coach.

Im Blick voraus wird Weinbuch ernst. «Wir müssen die gleiche Lockerheit, das gleiche positive Arbeitsklima und das gleiche Leistungsdenken in der Gruppe halten. Das wird nicht einfach werden, da wir ja zwei Kampfhähne haben, die alles wollen. Es kann aber immer nur einer oben stehen. Das zu händeln kann vielleicht ein Problem werden», meinte Weinbuch angesichts seiner Top-Leute Frenzel und Rydzek. Die verstehen sich zwar außerhalb des Wettkampfes richtig gut, dafür geht der Ehrgeiz mit ihnen auch schon mal durch.

In Sachen internationale Konkurrenz ist sich Weinbuch sicher, dass Norwegens Sprungwunder Jarl Magnus Riiber nach seiner langen Verletzungspause in der nächsten Saison wieder angreift und damit die Wettbewerbe verändert. «Wir müssen beim Springen akribisch arbeiten, unsere Geschwindigkeiten im Anlauf erhöhen. Sonst verlierst du auf Riiber mehr als eine Minute, und die holst du nicht immer auf», erklärt der Bundestrainer. Zudem darf das Laufen nicht vernachlässigt werden. Die Zahl der Trainingskilometer wird noch einmal erhöht.

Jetzt ist zunächst aber Erholung angesagt. Anders als vor einem Jahr, als man noch die günstige Schneelage ausnutzte und Kilometer keulte. Frenzel war froh, dass ihm das nach dem erfolgreichen Saisonabschluss in Schonach nicht mehr bevorsteht. Er freut sich auf die Zeit mit seiner Familie. «Ich bin froh, jetzt etwas zurückgeben zu können. Meine Familie hat für meinen Erfolg sehr viele Entbehrungen in Kauf genommen», sagte er. «Die Saison war lang, die Jungs sind ausgebrannt, auch psychisch. Deshalb gehen wir die Saisonvorbereitung diesmal anders an», erklärte Weinbuch. Der Trainer-Fuchs wird wieder die richtigen Wege finden.

Fotocredits: Patrick Seeger
(dpa)

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