Oberstdorf – Um die Langläufer wieder an die Weltspitze zu führen, überlässt man beim Deutschen Skiverband (DSV) nichts dem Zufall. Mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig wird stets nach Möglichkeiten gesucht, die Leistungen zu verbessern.
Mittlerweile gibt es Laufband-Programme, mit denen alle Wettkampfstrecken simuliert werden können. So auch die der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang.
Was wird auf dem Laufband gemacht?
Das extrabreite Laufband ist nicht nur ein Mittel zur Konditionierung in der witterungskomplizierten Zeit. Es dient mittlerweile der Streckensimulation, vordergründig aber auch zur Leistungsdiagnostik. Und es hat entscheidende Vorteile für die Trainer. «Man kann den Sportler permanent in allen Streckenabschnitten und in allen Techniken sehen. Der Trainer kann besser und schneller Einfluss auf die Bewegungstechniken nehmen», sagt Axel Schürer, Fachgebietsleiter Skilanglauf am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig.
Was bringt eine Streckensimulation?
«Wir sind alle Strecken vor Ort abgelaufen, haben die Höhenprofile aufgenommen und entsprechend unserer Erfahrungswerte, welche Geschwindigkeiten werden in welchen Streckenabschnitten zugrunde liegen, dann Programme gestaltet. So kann jeder Athlet auf der Originalstrecke mit den originalen Geschwindigkeitsanforderungen trainieren», berichtet Schürer. Man versucht möglichst detailliert die Anforderungen nachzustellen, die in einem Wettkampf die Sportler treffen können. Man habe die Möglichkeiten, auch Abfahrten zu simulieren. «Vor allem können wir Anstiegsleistungen genau nachzeichnen, die im Wettkampf eine Rolle spielen. Das Laufband hat die Möglichkeit, bis 12 Grad Steigung zu realisieren», erzählt Schürer
Wie wird so ein Laufband genutzt?
Laufbänder gibt es an den Bundesstützpunkten in Ruhpolding, Oberhof und Oberwiesenthal sowie am IAT. «Die Sportler aus den neuen Bundesländern nutzen sie mehr als die anderen, denn sie sind schon damit groß geworden», sagt der Sportliche Leiter der Langläufer, Andreas Schlütter. Es sei aber auch von Athlet zu Athlet verschieden. «Ich mag Laufbänder generell nicht, ich muss in die Natur und ein Ziel sehen», sagt Langläuferin Steffi Böhler. Zur Leistungsdiagnostik und zur Zentralen Herbst-Leistungskontrolle müssen dennoch alle auf das Band.
Wie hoch sind Aufwand und Nutzen?
Je nach Ausstattungsvariante kostet so ein Laufband zwischen 100 000 und 140 000 Euro. «Die Ausgabe amortisiert sich relativ schnell. Denn die Bänder werden in schneelosen Zeiten sehr intensiv genutzt. Technikschulung, Leistungsdiagnostik und eben Streckensimulation im Hinblick auf Großereignisse führen dazu, dass man teilweise länger auf Laufbandzeiten warten muss», berichtet Schlütter.
Sind diese Laufbänder eine deutsche Spezifika?
Nein, fast alle großen Skilanglauf-Nationen arbeiten mittlerweile damit. Die detaillierte Streckensimulation aber machen nicht alle. Von der Schweiz ist es bekannt, da sie gemeinsam mit den Deutschen bei den Streckenaufnahmen unterwegs waren.
Werden die Laufbänder vor Olympia noch einmal genutzt, um die Athleten mit den Strecken vertraut zu machen?
Nein, das ist mittlerweile schon geschehen. Von den vorolympischen Tests gibt es Streckenvideos, mit denen die Athleten bereits gearbeitet haben. Und im Sommertraining wurden die Laufbänder hinsichtlich des Streckenverlaufs frequentiert. «Und es ist bei allem technischen Fortschritt immer noch etwas anderes, sich auf einem Laufband zu bewegen oder auf Schnee. Hier bewegt sich was unter dir, im Schnee nicht», sagt Wissenschaftler Schürer.
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)