Eisschnelllauf: Russen-Farce sorgt für Unverständnis

Erfurt – Moritz Geisreiter überkommt beim Gedanken an die Manipulationen der Russen in Sotschi ein «eigenartiges Gefühl». Der Inzeller Eisschnellläufer gibt zu: «Das Ganze widert mich an, da ist so viel Politik im Spiel.»

Auslöser der Diskussionen am Rande des Erfurter Weltcups ist die Tatsache, dass vom Internationalen Olympischen Komitee lebenslang gesperrte Russen weiter bei internationalen Wettkämpfen starten dürfen. Und – wie in Erfurt Olga Fatkulina – sogar Podestplätze erobern.

«Es ist bizarr, dass sie hier läuft», beklagte sich ihre Gegnerin Judith Dannhauer. Was müsse im Kopf der in Sotschi viertplatzierten Hong Zhang aus China vorgehen, da Fatkulina sie um einen der «emotionalsten Momente ihrer Karriere betrogen hat», meinte die Erfurterin. Fatkulina hatte Olympia-Silber über 500 Meter gewonnen, war aber nach Ermittlungen der Oswald-Kommission des IOC wegen der Verwicklungen in die Manipulation von Doping-Proben bei den Winterspielen lebenslang für Olympia gesperrt worden. Sie muss ihre Medaille zurückgeben.

Den in Sotschi Fatkulina unterlegenen Läuferinnen nun die Medaillen bei den Spielen in Südkorea würdevoll nachzureichen, sieht die junge Mutter Judith Dannhauer als «Zeichen» dafür, den Betrug öffentlich zu machen. «Es geht aber um diesen Moment, wofür alle Sportler leben. Der wurde ihnen genommen. Das ist viel schlimmer als verlorenes Geld oder Sponsoren.»

Ihr Teamgefährte Patrick Beckert fordert den Ausschluss aller Dopingsünder von allen Rennen, also auch bei den Weltcups. Er musste über 5000 Meter gegen Alexander Rumjanzew antreten, der vom IOC gleichfalls aus dem Verkehr gezogen wurde. Es gebe kein Vertrauensverhältnis mehr zu Rumjanzew, unterstrich Geisreiter. «Seit ich öffentlich meine Meinung über die Russen gesagt habe, grüßen wir uns nicht mehr», teilte er mit.

«Für den Sport ist das überhaupt nicht gut», erklärte der deutsche Cheftrainer Jan van Veen, der sich im Detail nicht äußern wollte. Der Weltverband ISU hat noch nichts gegen die Sotschi-Sünder unternommen, weil er die bevorstehende Entscheidung des Sportgerichtshofes CAS abwarten will, vor dem insgesamt 42 russische Sportler, darunter vier Eisschnellläufer, gegen das IOC-Urteil in Berufung gingen. Die Verhandlung von 39 Fällen soll laut CAS von diesem Montag an erfolgen.

Fotocredits: Peter Kneffel
(dpa)

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