Wisla – Fast acht Monate nach dem letzten Schnee-Weltcup greifen die Skispringer wieder an. Mit dem Teamspringen in Wisla an diesem Samstag (16.00 Uhr) beginnt ein neuer Winter für die Könige der Lüfte, die fortan vier Monate Wochenende für Wochenende ihre Kräfte messen.
Was ist neu? Wen gilt es zu schlagen? Was machen die DSV-Adler? Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wer sind die Favoriten?
Kamil Stoch ist der Top-Anwärter. Der Pole gewann vergangenes Jahr alle vier Springen bei der Tournee, wurde Einzel-Olympiasieger und gewann deutlich den Gesamtweltcup. Es gibt keine Anzeichen, dass die Dominanz Stochs in diesem Winter endet. Als seine heißesten Rivalen gelten der Norweger Robert Johansson, Stefan Kraft aus Österreich und Richard Freitag, der im vergangenen Winter Gesamtzweiter wurde.
Worauf ist besonders zu achten?
Auf Rückkehrer Severin Freund. Nach zwei Kreuzbandrissen und über eineinhalb Jahren Pause wird das Comeback des 30-Jährigen besonders im Fokus stehen. «Ich habe gemerkt, dass noch etwas in mir ist – Leidenschaft, Freude, wie auch immer man es nennen mag», kündigte Freund im Bayerischen Fernsehen an. Seine Rückkehr feiert er nicht diese Woche in Wisla, sondern am kommenden Wochenende im finnischen Kuusamo.
Wie ist das deutsche Team aufgestellt?
Sehr ausgeglichen und mit einigen Trümpfen. Bundestrainer Werner Schuster zeigte sich «zuversichtlich, dass wir im Winter wieder eine schlagkräftige Truppe stellen». Neben Freitag und Olympiasieger Andreas Wellinger wollen auch Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und der im Sommer starke Karl Geiger in die Spitze stoßen. Mit Freund kehrt zudem der jahrelange Leader zurück. «Die Mannschaft ist breiter denn je aufgestellt», erklärt Schuster.
Was sind die Saisonhöhepunkte des Winters?
Ganz klar die Vierschanzentournee und die Nordische Ski-WM in Seefeld in Tirol. Besonders die Tournee-Sehnsucht ist bei den Deutschen groß, müssen sie doch inzwischen fast 17 Jahre seit Sven Hannawalds Triumph 2002 warten. «Wir werden alles reinhauen, aber erzwingen wird nicht funktionieren», sagte Schuster im ZDF. Bei der WM hat das Mixed-Team einen Titel zu verteidigen, Wellinger gewann 2017 zudem zwei Einzelmedaillen. Seefeld als Austragungsort ist für den DSV besonders reizvoll, da es unweit der deutschen Grenze liegt.
Welche Neuerungen gibt es für die Saison?
Die Skispringer werden künftig ohne Schuhe – statt wie bisher mit Schuhen – gewogen. Um ihre ursprüngliche Skilänge behalten zu können, müssen die Athleten also bis zu zwei Kilo zunehmen. «Wenn man das nicht schafft, kürzt man den Ski», sagte Schuster. Zudem soll eine neue Sensortechnik an den Bindungen der Athleten den Sport vergleichbarer machen. «Wir können so das Geheimnis eines guten oder schlechten Sprunges lüften», sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer. Inwiefern der Zuschauer davon profitiert, ist ungewiss, weil die Werte der Sprünge unter verschiedenen Windbedingungen nur schwer vergleichbar sind.
Springt Noriaki Kasai immer noch?
Selbstverständlich. Der 46-Jährige hat noch lange nicht genug vom Skispringen und kündigte bereits an, dass er bis 2026 weitermachen will. Im Dezember wird der Japaner sein 30-jähriges Jubiläum im Weltcup feiern, zur erweiterten Spitze gehört er auch im hohen Alter noch. Eine andere Skisprung-Größe ist nicht mehr dabei: Der Finne Janne Ahonen machte vor diesem Weltcup-Winter mit 41 Jahren Schluss.
Fotocredits: Anze Malovrh
(dpa)