Saalbach-Hinterglemm – Beim Anblick der kleinen Matilda konnte Felix Neureuther schon wieder lachen. Als der Ski-Routinier seine Tochter und Frau Miriam im Zielbereich von Saalbach-Hinterglemm herzte, schien die Enttäuschung über den verpassten Coup bei seinem Slalom-Comeback wie verflogen.
Ein grober Fahrfehler hatte den 34-Jährigen einen vorderen Platz gekostet, als Vierter eines famosen ersten Durchgangs fiel er im Finale noch auf den 27. und letzten Platz zurück. «Alles in allem kann ich das Positive mitnehmen und das ist, dass ich noch einen schnellen Skischwung fahren kann», resümierte Neureuther.
Beim Rekord-Sieg von Marcel Hirscher aus Österreich hätte er fast den Großteil der Weltelite düpiert – und das nach mehr als einem Jahr Verletzungspause, einem Kreuzbandriss, einer Daumenverletzung im November und einer leichten Gehirnerschütterung in der Vorwoche. «Wenn ich jetzt da vorne reingefahren wäre, das wäre nicht logisch gewesen», räumte Neureuther ein und erzählte, dass er in den vergangenen fünf Wochen nur zwei Slalom-Trainingstage hatte.
Das Ergebnis will der Partenkirchener ausblenden, zumal schon am Samstagabend der nächste Slalom in Madonna di Campiglio ansteht. «Ich bin gar nicht enttäuscht», sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier. «Für uns als Team ging es darum zu sehen: Wo steht er? Er hat es gut gelöst. Das ist einfach das Risiko des Rennfahrers, das er da eingeht.» Neureuther sagte: «Ich habe es einfach zu frech probiert.»
Auch die Konkurrenten verblüffte Neureuther. «Einfach unfassbar», sagte Hirscher, «Felix ist einfach ein begnadeter Skifahrer.» Der Weltcup-Gesamtsieger gewann vor Loic Meillard aus der Schweiz und dem Norweger Henrik Kristoffersen. Hirscher ist dank des 63. Erfolges im Weltcup in der ewigen Bestenliste hinter Ingemar Stenmark (86) und Lindsey Vonn (82) die Nummer drei, im Skiland Österreich holte er sich den alleinigen Rekord. Schon im Ziel klopfte der 29-Jährige seinem deutschen Kumpel anerkennend und tröstend auf die Schulter. Da hatte Neureuther aber fast nur Augen für die einjährige Matilda, die erstmals ein Rennen des berühmten Papas vor Ort mitverfolgte.
Schon nach dem ersten Lauf hatte der deutsche Weltcup-Rekordsieger von seinen Eindrücken beim Comeback gesprochen. «Das war schon eine besondere Situation am Start. Es hat sich dann sehr gut angefühlt», berichtete er. «Nach einer so langen Pause ist klar, dass die Automatismen noch nicht hundertprozentig funktionieren.» Dabei war er bis zur letzten Zwischenzeit sogar schneller als Hirscher.
Bester Deutscher Skirennfahrer in Österreich war überraschend David Ketterer auf Platz 18. Besser war er nie. «Es ist immer mehr drin, aber ich bin sehr zufrieden, dass ich im Ziel bin und ein gutes Ergebnis habe», sagte der 25-Jährige. Dominik Stehle war ebenfalls schneller als Neureuther und kam auf Platz 25. Ausgeschieden sind im ersten Lauf indes unter anderem Fritz Dopfer und Linus Straßer.
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(dpa)