Seefeld (dpa) – Das österreichische Bundeskriminalamt hat bei der Razzia rund um die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld einen Athleten bei einem Dopingvergehen erwischt.
«Uns ist es gelungen, auch einen Sportler auf frischer Tat zu erleben», sagte Dieter Csefan vom Bundeskriminalamt bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Demnach sei ein Sportler mit Bluttransfusion im Arm angetroffen und festgenommen wurden. Um welchen der fünf betroffenen Sportler es sich handelt, wurde nicht bekannt. «Ich bitte um Verständnis, dass wir zu den einzelnen Sportlern keine Angaben machen», sagte Csefan.
Insgesamt sind in Österreich sieben Personen, darunter fünf Athleten aus Österreich, Kasachstan und Estland, festgenommen worden. Die Festnahmen haben «relativ zeitgleich» stattgefunden. Kurz darauf folgten Vernehmungen. Innerhalb von 48 Stunden müsse nun entschieden werden, ob die Athleten in Haft bleiben können. Wie das Bundeskriminalamt weiter mitteilte, wurden zudem in Erfurt ein deutscher Sportmediziner und ein Komplize festgenommen.
Es handle sich um ein «weltweit agierendes Dopingnetzwerk», das man zerschlagen habe. Zudem wurden ein deutscher Sportmediziner sowie ein weiterer mutmaßlicher Komplize aus Deutschland festgenommen.
Nach Angaben des Deutschen Skiverbandes gab es beim deutschen WM-Team keine Razzien. Es seien von den Untersuchungen weder deutsche Sportler noch das Umfeld oder deutsche Mannschaftsärzte betroffen, sagte ein DSV-Sprecher.
Zuvor hatten die ARD-Dopingredaktion sowie die «Süddeutsche Zeitung» von Razzien im WM-Ort in Tirol und über die insgesamt neun Festnahmen berichtet. Außerdem wurden 16 Hausdurchsuchungen vollzogen. Neun dieser Objekte hätten sich in Erfurt befunden, erklärte die Staatsanwaltschaft München I auf dpa-Anfrage. Die Ermittlungen hätten im Zusammenhang wegen des Verdachts des verbotenen Eigenblutdopings gestanden. Ausgelöst worden sei das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I durch die Angaben des österreichischen Skilangläufers Johannes Dürr in der am 17. Januar 2019 ausgestrahlten ARD-Sendung «Die Gier nach Gold – Der Weg in die Dopingfalle».
Das österreichische BKA schrieb in einer Mitteilung: «Im Rahmen von seit mehreren Monaten andauernden internationalen Ermittlungen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken» sei eine in Deutschland ansässige kriminelle Organisation um einen Sportmediziner ausgeforscht worden.
Am Morgen hatte es auf den Straßen rund um Seefeld schon verschärfte Verkehrskontrollen sowie Sperren einzelner Strecken gegeben. Wenig später berichteten erste Medien von Razzien, die sich in der Nähe der Langlauf-Loipen ereignet haben sollen. Dort ist für 14.00 Uhr das 15-Kilometer-Rennen der Männer in der klassischen Technik angesetzt, bei dem einzelne Athleten nach den Festnahmen nun nicht mehr starten dürften.
Unter dem Titel «Operation Aderlass» verbreitete das BKA am Mittag die Mitteilung. Um 15.00 Uhr sollen Vertreter des Bundeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz in Innsbruck erste Ermittlungsergebnisse präsentieren. Das BKA bezeichnete das Vorgehen als «koordiniertes Einschreiten unter Beisein des deutschen Oberstaatsanwaltes».
Erst vor gut einem Monat hatte der bei Olympia 2014 in Sotschi überführte Langläufer Dürr in der ARD-Dokumentation ausführlich über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt, die angestrebte Qualifikation für die WM im Anschluss aber verpasst. Bei Olympia 2006 in Turin hatte die italienische Polizei eine Razzia bei Österreichs Langläufern und Biathleten durchgeführt.
Das österreichische Bundeskriminalamt hatte schon vor gut zwei Jahren bei der Biathlon-WM in Hochfilzen in den Teamunterkünften der kasachischen Nationalmannschaft eine Razzia durchgeführt. Bei der nächtlichen Durchsuchung wurden damals zahlreiche medizinische Produkte und Medikamente sichergestellt. Grund war, dass im Januar 2017 eine Privatperson beobachtet hatte, wie die Insassen von mehreren Kleinbussen an einer Tankstelle in Osttirol einen größeren Karton entsorgten.
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(dpa)