Pokljuka – Vor vier Jahren in Pokljuka holte sich die frühere Langläuferin Miriam Gössner den ersten ihrer drei Weltcup-Einzelsiege im Biathlon. Nun droht der Garmischerin nach den Rennen in Slowenien womöglich der Abstieg in die zweite Liga.
«Ich habe ihr in Östersund gesagt, dass in Pokljuka die Einsatzmöglichkeit noch einmal gegeben ist, aber irgendwo danach eine Entscheidung gefällt werden muss, wenn jetzt hier die Ergebnisse nicht besser sind», sagte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig vor dem Sprint (14.15 Uhr).
NUR TREFFER HELFEN: Beim Weltcup-Auftakt in Östersund traf die Freundin von Skistar Felix Neureuther in drei Wettbewerben (Einzel, Sprint, Verfolgung) von 50 Scheiben nur knapp die Hälfte. 23 Schüsse verfehlten das Ziel. Platz 82 wurde es im Einzel-Wettbewerb, 37. wurde sie im Sprint und 54. in der Verfolgung. Nun steht Gössner unter Druck, zumal in Denise Herrmann die Konkurrentin um den Startplatz im Weltcup-Team als Ersatz für die erkrankte Franziska Preuß schon früher als geplant dabei sein wird. Die vom Langlauf zum Biathlon gewechselte Oberhoferin könnte Gössner verdrängen.
ODER DIE ERINNERUNG? Vielleicht hilft die Erinnerung an den ersten Sieg. Den holte sich die 26-Jährige am 15. Dezember als Sprint-Zweite dann in der anschließenden Verfolgung – trotz fünf Schießfehlern. «Die Leistungsstärke beruhte ja auch in ihren erfolgreichen Zeiten vorrangig auf ihrer Laufleistung, so dass sie den einen oder anderen Fehler auch mal verstecken konnte. Die Stabilität im Schießen war eigentlich nie in dem Maße da, dass sie eine ganz stabile Podestläuferin war», meinte Hönig.
SEIT IHREM UNFALL Mitte Mai 2013 hat sie Probleme. Gössner stürzte mit dem Rad, brach sich vier Lendenwirbel und musste aufgrund der Verletzung ihre Olympia-Teilnahme absagen. Sie ist seither nicht mehr richtig in Form gekommen. Zwar gab es hin und wieder Erfolgserlebnisse, doch selbst ein Podestplatz in der letzten Saison reichte nicht, um bei der WM in Oslo starten zu dürfen. In Norwegen, der Heimat ihrer Mutter, war sie nur als Ersatz dabei.
GÖSSNER ARBEITET VIEL: «Sie trainiert und tut und macht, aber es fällt ihr wirklich schwer, mitunter gute Trainingsergebnisse im Wettkampf rüberzubringen», beschreibt Hönig. «Das ist eine Sache, wo wir uns als Trainer oft fragen, wo ist die Stellschraube, wo setzen wir an, wo können wir ihr helfen? Wo können wir ihr mehr Sicherheit geben?» Bislang hat alles nichts gebracht, auch falle es Gössner hin und wieder schwer, ihre Schießleistungen zu analysieren, sagt Hönig.
DER BUNDESTRAINER SCHIMPFT: Aber nicht auf Gössner, sondern auf die Medien: «Ich habe mich vergangene Woche sehr geärgert, über Spekulationen zu lesen, wie lange sie noch Weltcup laufen darf. (…) Das sind Sachen, die ich den Medien sehr übel nehme, wenn da so spekuliert wird. Die Miri liest das alles und das geht an der Miri nicht vorbei. Das macht die Situation für sie nicht einfacher.» Nun aber muss Gössner liefern.
Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)