Das Lötschental im Schweizer Kanton Wallis (1)

Duftende Wiesen, bimmelnde Kühe und lockende Wanderstrecken im Sommer, perfekte Skipisten und schneebedeckte Gipfel im Winter. Das Lötschental im Schweizer Kanton Wallis bietet dem Erholungsuchenden alles, was das erschöpfte Großstadtherz sucht.
Hier folgt nun Teil 1 einer dreiteiligen Serie über das Lötschental: Wann entstand es, wie gelangt man hin, wie sieht es aus?

 

Das schweizerische Lötschental liegt im Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiet der Berner Alpen, das als UNESCO-Weltnaturerbe unter Schutz steht. Der Fluss Lonza wird vom Anengletscher gespeist und durchfließt das Lötschental.
Das Tal ist von mehr als zwanzig Dreitausendern umgeben. In ihm leben rund 1500 Einwohner, auch Lötscher genannt.

Nördlich vom Tal befindet sich der Lötschenpass, ein seit der Bronzezeit begangener Weg, der dem Tal eine wichtige Bedeutung als Handelsweg bis in die Neuzeit verliehen hat.
Zahlreiche archäologische Funde belegen, dass bereits um 1000 v. Chr. Menschen im Lötschental siedelten. Die Bezeichnung „Lötschen“ taucht erstmals 1181 auf.
Der Pass war bis ins 18. Jahrhundert die wichtigste Verbindung zwischen dem Oberwallis und dem Berner Oberland auf der anderen Seite der Bergkette, erhielt jedoch aufgrund zahlreicher zurückliegender Schlachten zwischen Wallisern und Bernern nicht das Wegerecht.
Aus einer Chronik des Jahres 1549 heißt es:

Neben Gestelen falt ein Wasser herfür in den Rodden, das heisst Lüntza, entspringt ob einer grossen meyl wegs gegen Mitternacht, und ein wenig gegen Auffgang, hinter dem Gebirg Bietschhorn ob Raren gelegen, und neben dem Lettschenberg. Von dises Wassers ursprung gehet ein pass gegen Mittnacht über den Berg Lettschen oder Lettscher hinüber inn Gastrun, und fürter gegen Kanderstäg im Frutiger tal, Berner gebiets. Dieser berg ist fast rauch, unwägsam und sörgklich zu wandern, und verfallen vil leut darauff.“

Schon 1795 verfügten die Lötschen über eine eigene Verfassung und waren somit unabhängig von umliegenden Gemeinden.
1815 wurde das Wallis, und damit auch das Lötschental, als 20. Kanton in den Bund der Eidgenossen aufgenommen und rasch entwickelte sich die Region als Anlaufpunkt für Bergsteiger, Erholungssuchende und auch für die allmählich aufsteigende Industrie. Über diese Entwicklung kann man in einem Bericht aus dem Jahr 1888 lesen:

„Primitives, patriarchalisches Leben. Diese Bergbewohner haben so wenig Bedürfnisse, dass es keine Wirtschaft, keinen Weinausschank im Tale gibt. Man spielt nie für Geld. Die Mode ist unverändert seit Jahrhunderten. Alle Kleider werden im Tale selbst verfertigt aus einheimischer Wolle. In jedem Haushalt findet man die Weberei. Die Braut setzt noch den Schmuck ihrer Ahne auf, den schwarzen Hut mit breitem Goldrand, der aufbewahrt wird wie eine Reliquie. Die Söhne tragen die Festtagskleider ihrer Väter. Im Winter in den langen Abendsitzen spinnen die Frauen und erzählen die Alten den Jungen aus der Chronik des Tales und die wunderschönen Gletschersagen.“

1868 wurde das erste Hotel der Region eröffnet und vor allem englische Alpinisten wurden zu begeisterten und wiederkehrenden Gästen des Lötschentals.
In den nächsten Jahrzehnten entstehen etliche Hotels und Talstraßen.
Im „Großen Herder“, einem Lexikon aus dem Jahr 1954, findet man unter „Lötschental“ diesen Eintrag:

„Lötschental, Schweizer Hochalpental auf der Südseite der Berner Alpen im Kt. Wallis, 26 km lang, 1950: 1400 E.; durch den 2692 m hohen Lötschberg(paß) verbunden mit dem Kandertal. Der Lötschbergtunnel (14,5 km lang, 1907/13 erbaut) vermittelt den Verkehr der Lötschbergbahn zw. Bern und Brig mit der Simplonbahn.“

1956 wird der erste Schlepplift unterhalb der Hockenalp errichtet; der Wintertourismus hält endgültig Einzug im Tal.

Heute ist das Tal vor allem bekannt für die Autoverladung zum Bahntransit durch den Lötschbergtunnel, im Sommer als beliebtes Wandergebiet und als Wintersportgebiet. Und nicht zu vergessen, für die bekannten Lötschental-Masken.

Für Bahnreisende ist Goppenstein der Eingang zum Lötschental.
Reist man mit dem Auto an, hat man, von Norden oder Osten kommend, zwei Möglichkeiten. Man kann die Autobahn benutzen und über Basel oder Zürich nach Bern fahren. Von da aus über die A6 bis Spiez und dann bis Kandersteg zur Autoverladung durch den Lötschbergtunnel.
Der erste Zug fährt gegen 5 Uhr, der letzte um 24 Uhr. Die Züge verkehren mindestens halbstündlich, an Wochenenden sowie von Juli bis Oktober öfter, die Fahrzeit durch den Tunnel beträgt etwa eine viertel Stunde.
Alternativ fährt man via Luzern, Brünigpass und Grimsel oder über Chur, Oberalppass und Furka ins obere Rhonetal, bis man bei Gampel/Steg ins Lötschental einbiegt. Nach einigen Serpentinen geht es da, wo das Lötschental eigentlich beginnt, in den Straßentunnel.
Natürlich kann man auch per pedes über den Lötschenberg oder von Leukerbad aus ins Lötschental gelangen, hierfür empfiehlt sich dann aber doch die Anschaffung eines Wanderführers oder sogar die Buchung eines Bergführers.