Dawid Kubacki springt aus Stochs Schatten

Bischofshofen – Das Fliegen ist nicht nur auf der Skisprung-Schanze Dawid Kubackis große Leidenschaft. «Das meiste, was ich mache, hat mit der Luft oder mit dem Fliegen zu tun», beschreibt der polnische Blondschopf und Vierschanzentournee-Champion seine Hobbys.

Der 29-Jährige baut in seiner Freizeit Modellflugzeuge und -Helikopter, ist begeisterter Segelflieger. Auf der Schanze springt er häufig unter dem Radar – der Fokus richtete sich beim polnischen Team bis zuletzt meist auf den zweimaligen Tourneegewinner und dreimaligen Olympiasieger Kamil Stoch. Das wird sich jetzt zumindest für einige Zeit ändern.

Kubacki hat sich vom «König des Sommers» zu einem ganzjährig starken Skispringer mit Comeback-Qualitäten entwickelt. In einem denkwürdigen WM-Wettkampf unter verrückten Wetterbedingungen sprang er im vergangenen Jahr in Seefeld von Platz 27 nach dem ersten Durchgang noch zu Gold.

«Vor allem mental ist er stärker geworden», sagt Teamkollege Stoch über den in der Nähe von Krakau geborenen Kubacki. Bundestrainer Stefan Horngacher, der in der vergangenen Saison noch das polnische Nationalteam trainiert hatte, beschrieb seinen früheren Schützling mal als «unaufgeregten Typen», der «mit beiden Beinen auf dem Boden» stehe.

Der verheiratete Kubacki, der für den Verein TS Wisla Zakopane springt, ist nicht das Ausnahmetalent wie Stoch und in der Skisprung-Szene eine Art Spätstarter. Aus dem Springer-Quartett mit dem Norweger Marius Lindvik (21), Ryoyu Kobayashi aus Japan (23) und Karl Geiger aus Oberstdorf (26), das bis zuletzt um den Tourneesieg kämpfte, ist Kubacki der Älteste. Seinen ersten und bisher einzigen Weltcupsieg in einem Einzelwettbewerb holte er erst im vergangenen Januar im italienischen Predazzo – mit 28 Jahren.

Während der Tournee gab sich Kubacki betont cool und lässig. Den steigenden Trubel um seine Person blendete er teilweise fast schon demonstrativ aus. Auf der obligatorischen Pressekonferenz der drei bestplatzierten Springer spielte er in Innsbruck auf dem Podium abwesend mit seinem Handy herum. Einen Lacher ließ er sich dann doch entlocken – natürlich ging es um Flugobjekte. «Drohnen interessieren mich nicht», erklärte Kubacki und lachte. «Die sind zu einfach zu fliegen.»

DIE SIEGERLISTE DER VIERSCHANZENTOURNEE:

Jahr Sieger Herkunft
1953 Sepp Bradl Österreich
1954 Olav Björnstad Norwegen
1955 Hemmo Silvenoinen Finnland
1956 Nikolai Kamenski UdSSR
1957 Pentti Uotinen Finnland
1958 Helmut Recknagel Zella-Mehlis
1959 Helmut Recknagel Zella-Mehlis
1960 Max Bolkart Oberstdorf
1961 Helmut Recknagel Zella-Mehlis
1962 Eino Kirjonen Finnland
1963 Toralf Engan Norwegen
1964 Veikko Kankkonen Finnland
1965 Torgeir Brandtzäg Norwegen
1966 Veikko Kankkonen Finnland
1967 Björn Wirkola Norwegen
1968 Björn Wirkola Norwegen
1969 Björn Wirkola Norwegen
1970 Horst Queck Zella-Mehlis
1971 Jiri Raska Tschechoslowakei
1972 Ingolf Mork Norwegen
1973 Rainer Schmidt Zella-Mehlis
1974 Hans-Georg Aschenbach Oberhof
1975 Willi Pürstl Österreich
1976 Jochen Danneberg Oberhof
1977 Jochen Danneberg Oberhof
1978 Kari Yliantilla Finnland
1979 Pentti Kokkonen Finnland
1980 Hubert Neuper Österreich
1981 Hubert Neuper Österreich
1982 Manfred Deckert Klingenthal
1983 Matti Nykänen Finnland
1984 Jens Weißflog Oberwiesenthal
1985 Jens Weißflog Oberwiesenthal
1986 Ernst Vettori Österreich
1987 Ernst Vettori Österreich
1988 Matti Nykänen Finnland
1989 Risto Laakonen Finnland
1990 Dieter Thoma Hinterzarten
1991 Jens Weißflog Oberwiesenthal
1992 Toni Nieminen Finnland
1993 Andreas Goldberger Österreich
1994 Espen Bredesen Norwegen
1995 Andreas Goldberger Österreich
1996 Jens Weißflog Oberwiesenthal
1997 Primoz Peterka Slowenien
1998 Kazuyoshi Funaki Japan
1999 Janne Ahonen Finnland
2000 Andreas Widhölzl Österreich
2001 Adam Malysz Polen
2002 Sven Hannawald Hinterzarten
2003 Janne Ahonen Finnland
2004 Sigurd Pettersen Norwegen
2005 Janne Ahonen Finnland
2006 Janne Ahonen/Jakub Janda Finnland/Tschechien
2007 Anders Jacobsen Norwegen
2008 Janne Ahonen Finnland
2009 Wolfgang Loitzl Österreich
2010 Andreas Kofler Österreich
2011 Thomas Morgenstern Österreich
2012 Gregor Schlierenzauer Österreich
2013 Gregor Schlierenzauer Österreich
2014 Thomas Diethart Österreich
2015 Stefan Kraft Österreich
2016 Peter Prevc Slowenien
2017 Kamil Stoch Polen
2018 Kamil Stoch Polen
2019 Ryoyu Kobayashi Japan
2020 Dawid Kubacki Polen

Fotocredits: Daniel Karmann
(dpa)

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