Moskau – Die deutschen Paarlauf-Stars Aljona Savchenko und Bruno Massot fehlen. Für das deutsche Eiskunstlauf-Team um die ambitionierte Nicole Schott sind die Europameisterschaften drei Wochen vor Olympia aber ein guter Testlauf.
«Es ist einfach sehr kurz vor Olympia, da wollen Aljona und Bruno den dreifachen Wurfaxel perfektionieren», verteidigt Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union (DEU), die Entscheidung. Der Verband hat Verständnis für den Verzicht der Gold-Kandidaten. «Es wird trotzdem eine richtig spannende EM», sagt Treitz. Außer den WM-Zweiten hat kein Topläufer abgesagt, viele wollen sich den Preisrichtern zeigen. Aus deutscher Sicht hat die Essenerin Schott die besten Aussichten.
«Bei guter Leistung kann sie sich in der oberen europäischen Riege etablieren», sagt DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. «Sie ist hochmotiviert und könnte sich um Platz fünf bis sieben einreihen». Die 21 Jahre alte deutsche Meisterin hat sich bei Erfolgstrainer Michael Huth, der auch die fünfmalige Europameisterin Carolina Kostner aus Italien mitbetreut, am Trainingsstandort Oberstdorf gut entwickelt. «Er ist strategisch sehr geschickt», lobt Dönsdorf. Die 30-jährige Kostner will gegen drei junge Russinnen um die Welt- und Europameisterin Jewgenja Medwedjewa einen Platz auf dem Podium erkämpfen. Medwedjewa kehrt nach einem Ermüdungsbruch zurück. Ihr Debüt gibt die 17 Jahre alte Lea Johanna Dastich aus Dresden.
Ein Sprungfestival verspricht der Wettkampf der Herren zum Auftakt am Mittwoch (09.45 Uhr) zu werden. Olympia-Starter Paul Fentz und sein Berliner Trainingskollege Peter Liebers flogen mit Handicaps in die russische Hauptstadt. «Paul hatte letzte Woche eine Magen-Darm-Grippe, bei Peter ist eine alte Knieverletzung wieder aufgebrochen», berichtet Dönsdorf. Das Minimalziel: die Verteidigung der zwei Startplätze und ein guter Abschied von der Wettkampfbühne für Liebers.
Mit dem spannenden Kampf um den Titel zwischen dem zweimaligen Welt- und fünfmaligen Europameister Javier Fernandez aus Spanien und dem Russen Michail Koljada werden Fentz und Liebers nichts zu tun haben. Im Training in der Megasport-Arena gelang den beiden Deutschen kein Vierfach-Sprung – die Voraussetzung für vordere Ränge.
Einen Platz unter den besten Zehn peilen die Oberstdorfer Eistänzer Kavita Lorenz und Panagiotis Polizoakis an. Dafür reisten sie aus ihrem amerikanischen Trainingsort extra zeitig an. «Sie sollten an den Top Ten kratzen», meint Dönsdorf. Ein Höhepunkt wird der Auftritt der zweimaligen Weltmeister Gabriella Papadakis/Guillaume Cizeron (Frankreich), die beim Grand-Prix-Finale einen Weltrekord aufstellten.
Das neue Sportpaar Annika Hocke/Ruben Blommaert (Berlin), das neben Savchenko/Massot auch zu Olympia fahren soll, will bei seiner Premiere mit einem Rang unter den besten Zehn ebenfalls zwei deutsche Startplätze erlaufen.
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(dpa)