Nove Mesto (dpa) – Der beste Biathlet der Welt droht mit Boykott. «Ich liebe Biathlon und ich kämpfe für einen sauberen Sport. Wir wollen keine Athleten, die dopen», sagte der herausragende Franzose Martin Fourcade.
Der sich anbahnende größte Dopingskandal der Biathlon-Geschichte um Russland macht ihn vor allem eines: wütend. Er kämpft nicht nur gegen Doping im Biathlon, ihm geht es generell um Sport ohne verbotene Hilfsmittel.
Mit seinen schlagkräftigen Worten, im neuen Jahr den Weltcup in Oberhof im Falle zu lascher Strafen zu boykottieren, will Fourcade den Biathlon-Weltverband IBU vor der Vorstandssitzung am Donnerstag unter Druck setzen. «Martin hat natürlich eine andere Lobby. Wenn du als Bester einer Sportart was sagst, dann kannst du natürlich auch ein bisschen mehr bewegen», sagte Arnd Peiffer, der sich schon vorher für lebenslange Dopingsperren ausgesprochen hatte. Sein Teamkollege Simon Schempp ergänzte: «Wenn klare Beweise da sind, wartet jede Nation darauf, dass die IBU hart durchgreift.»
Auch Fourcade will jetzt erstmal die «Beweise abwarten, dann sehen wir weiter», sagte der Ausnahme-Athlet, der nach seinen Äußerungen von russischen Fans im Internet Morddrohungen erhalten hatte. Er selbst betont immer, sauber zu seinen einzigartigen Erfolgen zu kommen.
Bis zum Treffen des zehnköpfigen IBU-Vorstand sollte eine Expertengruppe aus fünf Nationen die Verdachtsfälle gegen 31 russische Biathleten aus dem McLaren-Report prüfen und Bericht erstatten. Auch aktive Sportler sollen darunter sein. Im Rahmen der IBU-Anti-Doping-Regeln und des WADA-Anti-Doping-Codes soll die Expertengruppe «einschlägige Disziplinarmaßnahmen» vorschlagen. Insgesamt sollen mehr als 1000 russische Sportler verschiedener Sportarten zwischen 2011 und 2015 Teil institutionellen Staatsdopings gewesen sein, wie es im McLaren-Report heißt.
Russlands Star Anton Schipulin, der als Staffel-Schlussläufer bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 sein Team vor Deutschland zu Gold geführt hatte, betont, sauber zu sein. Auch Männer-Coach Ricco Groß, einst deutscher Damen-Co-Trainer, hat nach eigenen Aussagen seit seiner Amtsübernahme im vergangenen Jahr alles dafür getan, dass die Russen zu «gläsernen» Athleten werden. Sie bestritten die Vorbereitung fast ausschließlich außerhalb von Russland, wurden oft kontrolliert. Aber es geht ja auch um die Zeit vor 2015.
Sollte die russische Biathlon-Union RBU nachweislich in das mutmaßliche Staatsdoping verwickelt sein, könnte ein Komplettausschluss Russlands möglich sein. Das wird aber schwierig. Bei nachgewiesenen Dopingfällen droht dem betroffenen Athleten mindestens eine zweijährige Sperre, bei Wiederholungstätern können wesentliche längere Sperren verhängt werden.
Eine andere mögliche Sanktion wäre, Russland die Ausrichtung von internationalen Wettbewerben zu entziehen: So der Weltcup 2017 sowie die WM 2021 in Tjumen und die Junioren-WM 2017 in Ostrow. «Es wäre sehr schade, aber diese Entscheidung könnte ich verstehen. Irgendwo muss man ein Strafmaß finden und das muss auch auf politischer Ebene passieren», sagte Groß.
Im November 2015 wurde der russische Verband wegen des Doping-Skandals in der Saison 2013/14 vom Weltverband IBU mit der Höchststrafe von 100 000 Euro belegt, nachdem er bereits 2009 wegen Doping-Vergehen 50 000 Euro Strafe zahlen musste.
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(dpa)