Doppel-Olympiasieger Keller: Durststrecke wird noch dauern

Inzell – Doppel-Olympiasieger Erhard Keller befürchtet, dass die Krise im deutschen Eisschnelllauf noch einige Zeit anhalten wird.

«Im Moment herrscht ein gewisser Stillstand. Claudia Pechstein steht vor dem Ende ihrer Karriere, Nico Ihle hat den Zenit überschritten», sagte der 500-Meter-Sieger von Grenoble 1968 und Sapporo 1972 der Deutschen Presse-Agentur vor der heutigen Eröffnung der Heim-WM in Inzell.

Nach schon zwei Olympischen Winterspielen ohne Medaille für die Deutschen, gebe es einen Durchhänger. «Diese Durststrecke wird bestimmt noch vier, fünf Jahre dauern», prognostizierte der promovierte Zahnarzt, der mit inzwischen 74 Jahren immer noch mindestens alle zwei Tage auf das Eis geht. Dabei kommt dem Münchner entgegen, dass er inzwischen eine Zweitwohnung in seinem einstigen Trainingsort Inzell bewohnt.

Doch Keller ist zugleich zuversichtlich, wenn er sieht, wie regelmäßig bis zu 180 Schüler in der Max-Aicher-Arena versuchen, die Techniken zu erlernen. Monika Pflug, die 1000-Meter-Olympiasiegerin von 1972, versuche als Übungsleiterin, bei den Kindern die Liebe zum Eisschnelllauf zu wecken und habe diesen Boom mit ausgelöst. Jedoch warnte Keller davor, die wenigen deutschen Spitzenläufer zu dezentralisieren. «Die wenige Topsportler sollten an einem Ort trainieren – und das kann eigentlich nur Inzell sein», sagte er.

Keller war nach seiner sportliche Karriere als Moderator beim «Spiel ohne Grenzen» und dem «Aktuellen Sportstudio» im ZDF einem großen Publikum bekannt geworden. Bei fünf Olympischen Spielen war er für Co-Kommentator für das öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Fotocredits: Ursula Düren
(dpa)

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