Ein Mexikaner, 55 Jahre, zwei Skier: Der Exot von Seefeld

Seefeld – Luis Carrasco Arena gab Interviews wie ein Weltmeister. Bei jeder TV-Anstalt, jedem Radiosender und zahlreichen Print-Journalisten blieb der mexikanische Langläufer stehen und erzählte launig und mächtig stolz über seinen besonderen Lauf in der Sonne von Seefeld. 

Doch als die FIS-Fanfare zur Siegerehrung ertönte, musste Carrasco Arena nicht auf das Podest, denn der Titel des Alters-Weltmeisters wird bei einer Nordischen Ski-WM nicht vergeben. Auch nicht für einen 55 Jahre alten Mexikaner, der früher auf einem Skeleton durch die Eiskanäle dieser Welt reiste.

«Das ist das erste Mal, dass Mexiko ein eigenes Team hat und wir alle eine Uniform haben. Es war richtig viel Spaß», sagte Carrasco Arena, nachdem er die zehn Kilometer in der klassischen Technik in gut 43 Minuten geschafft hatte. Im Ziel strahlte er, völlig geschafft. Der  Routinier blieb zwar eine Viertelstunde hinter den Besten zurück, ließ aber auch drei deutlich jüngere Widersacher hinter sich.

Ans Aufhören denkt Carrasco Arena auch mit 55 nicht. «Ich werde weitermachen, bis mich mein Körper oder jemand anderes rauswirft. Es macht mir Spaß, es hält mich in Form. Solange ich das machen kann, werde ich es machen», sagte er. Mit der Startnummer 1 ins Rennen gegangen wurde er erst von einigen Konkurrenten überholt, bevor er auf seine Teamkollegen im Ziel wartete, um das gemeinsame Teamfoto im Ziel zu schießen.

Der Wechsel vom Skeleton zum Langlauf ist ein ungewöhnlicher, doch der Mexikaner hat dafür eine einfache Erklärung. «Das Training beim Skeleton war sehr anspruchsvoll für den Kopf. Es ist sehr intensiv. Wenn ich hier in der Loipe trainiert habe, dann war das einfach Spaß für mich», sagte der Veteran.

Die Bilder vom Exoten-Rennen, das traditionell zum Beginn einer WM stattfindet, sind mit die schönsten der zweiwöchigen Veranstaltung. Teilweise ungeübte Athleten aus Kolumbien, Madagaskar, Libanon und dem Iran stapfen durch den Schnee, nicht immer mit sauberer Technik und hin und wieder mit einem Sturz bewegen sie sich in Richtung Ziel. Wer gewinnt, gerät zur Nebensache.

Das Rennen wird auch von den Etablierten mit Spannung verfolgt. «Dass bei einem Saisonhöhepunkt exotische Länder die Chance erhalten, ist für uns auch gut zu sehen. Ich unterstütze das auf jeden Fall auch», sagte Deutschlands Sprinterin Sandra Ringwald. Ohne Senior Luis Carrasco Arena wäre die WM definitiv um eine Geschichte ärmer.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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