Eisenbichler, Johaug und ein Mann mit Nadel im Arm

Seefeld – 22 Entscheidungen, neun deutsche Medaillen: Die 52. Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld in Tirol sind beendet. Doch es gab nicht nur Erfolgs- und Goldstorys, sondern auch Exoten und einen Doping-Skandal. Die Deutsche Presse-Agentur hat die Gesichter der WM zusammengetragen.

MARKUS EISENBICHLER: Es gibt wohl sehr wenige Sportler, die häufiger einen WM-Titel gewinnen als einen Weltcup. Bei Markus Eisenbichler ist das jetzt passiert. Mit null Weltcup-Siegen im Einzel ist der 27 Jahre alte Bayer zum dreifachen Weltmeister von Seefeld geworden. «Es war sensationell für mich», sagte der «Eisei» genannte Athlet. Mit Gold hatte er losgelegt, es folgten zwei weitere Titel im Mannschafts- und im Mixed-Wettbewerb.

DER ERWISCHTE: Wenn ein Bild abseits von Schanzen und Loipen von dieser WM bleibt, dann ist es das eines österreichischen Langläufers bei der Bluttransfusion unmittelbar vor seinem Wettkampf. Bei einer Razzia wurden neben diesem Sportler vier weitere Athleten wegen des Verdachts auf Eigenblutdoping festgenommen. Alle fünf Langläufer gestanden und kamen vorerst wieder frei. Die Person, die das Video weitergegeben hatte, wurde «ausgeforscht und vom Einsatz abgezogen». Bei der Razzia in Seefeld waren sieben Verdächtige festgenommen worden. In Erfurt wurden parallel dazu der Arzt Mark S. und ein mutmaßlicher Komplize verhaftet.

THERESE JOHAUG: Vier Starts, dreimal Gold und einmal Silber. Langlauf-Star Therese Johaug hat sich in Seefeld zur Skikönigin der WM gekrönt. Die 30-Jährige war nach ihrer eineinhalbjährigen Dopingsperre erstmals seit 2015 in Falun wieder bei einem Großevent dabei. Mit großer Leichtigkeit hängte sie die Konkurrenz ab. «Komisch» kam das dem deutschen Bundestrainer Peter Schlickenrieder vor.

ERIC FRENZEL: Als Außenseiter nach Seefeld gekommen, als mit drei Medaillen dekorierter Kombinierer wieder nach Hause gefahren. Eric Frenzel hat sich mit zwei weiteren WM-Titeln zum Rekord-Weltmeister gekürt und auch mit 30 Jahren noch einmal unter Beweis gestellt, welch Qualitäten in ihm stecken.

PETER SCHRÖCKSNADEL: Zwei Dopingfälle im eigenen Team? Das muss doch personelle Konsequenzen nach sich ziehen, dachte sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Prompt kündigte er an, seinen Sportlichen Leiter Markus Gandler nach der Saison freizustellen, obwohl dieser nicht zwingend etwas dafür könne. Und Schröcksnadel selbst? Der macht weiter und zeigt mit dem Finger auf andere.

JOHANNES KLÄBO & SERGEJ USTJUGOW: Erst der Schubser, dann das große Kompliment: Das Verhältnis der Langlauf-Stars Johannes Kläbo (Norwegen) und Sergej Ustjugow (Russland) war bei den Titelkämpfen in Tirol ein spezielles. Erst fühlte sich Ustjugow im Sprintduell bedrängt und suchte nach dem Zieleinlauf ein Scharmützel mit seinem Rivalen. Nach der Staffel und Silber hinter Norwegen musste der Russe ohne Neid anerkennen: «Er hat mit mir gespielt wie mit einem Kind.»

KATHARINA ALTHAUS: Die Skispringerinnen kämpfen im Weltcup und bei den Großevents noch immer um Gleichberechtigung. Dies verkörpert keine Sportlerin besser als Katharina Althaus. Die 22 Jahre alte Oberstdorferin holte in Seefeld drei Medaillen und machte sich für eine weitere Aufstockung der Damen-Wettbewerbe stark. Ihr Ziel ist klar: 2021 in Oberstdorf will sie auch auf der Großschanze um WM-Gold springen – wie die Männer.

LUIS CARRASCO ARENA: 55 Jahre, zwei Skier und ein Mexikaner. Sehr viel braucht es nicht für eine Exoten-Story bei einer WM. Luis Carrasco Arena brauchte etwa 43 Minuten für die zehn Kilometer in der Qualifikation – beinahe genauso lange musste Carrasco Arena im Anschluss Interviews geben. «Ich werde weitermachen, bis mich mein Körper oder jemand anderes rauswirft», sagte er. Der älteste Athlet dieser WM ist auch eines der Gesichter von Seefeld.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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