Helsinki – Eiskunstläufer PaulFentz jubelte in den Katakomben der Hartwall Arena und redete wie ein Wasserfall. Bei seiner ersten Weltmeisterschaft qualifizierte sich der Berliner mit Platz 20 für das Finale der besten 24 Läufer am Samstag in Helsinki.
«Ich hab’s geschafft, das war das Ziel bei meiner ersten WM. Das ist so stark», sagte Fentz. «Die Erleichterung ist groß, jetzt darf ich die Kür zeigen.»
Die Führung nach dem hochklassigen Kurzprogramm übernahm Titelverteidiger Javier Fernandez (109,05 Punkte) aus Spanien vor dem Japaner Shoma Uno (104,86) und Patrick Chan aus Kanada (102,13). Olympiasieger Yuzuru Hanyu (Japan/98,39) kam mit Patzern nur auf Rang fünf.
Den Song «Wonderwall» von Paul Anka interpretierte Fentz mit viel Gefühl und genoss den Zuspruch der 10 000 Zuschauer in der Arena. Allerdings musste er den vierfachen Toeloop zu Beginn des Vortrags mit einer Hand abstützen und konnte nur noch einen doppelten Toeloop anschließen. Es fehlte eine Umdrehung. «Das war ärgerlich, aber ich bin immerhin im Finale», sagte der EM-Zehnte. «Ich freue mich so, das Kürkostüm am Samstag anzuziehen und den Applaus in der tollen Halle zu spüren», sagte er.
Ein guter dreifacher Axel plus dreifachem Lutz brachten dem einzigen Deutschen 73,89 Punkte. «Das war Saisonbestleistung, mehr kann ich nicht erwarten», sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union. «Der Olympia-Startplatz ist in Sicht.» Dafür muss Fentz mindestens in die Top 20 laufen.
Früher war Fentz vor Wettkämpfen zu nervös, inzwischen ist er lockerer geworden. Einen Anteil daran hat neben Trainerin Romy Oesterreich auch Mentalcoach Veit Klenner. «Ich habe ihm gesagt, du bist jetzt 24, lass die Raketen zünden», erzählte der Psychologe.
In der Kür will Fentz zwei vierfache Elemente sauber aufs Eis bringen. Der Druck ist groß, zumal die internationale Konkurrenz ein Sprungfestival abliefert. Alle Topläufer zeigen verschiedene vierfache Sprünge.
Hunderte japanische Fans in der Arena warfen Blumen und Stofftiere auf die Eisbahn, als Hanyu mit seiner Vorstellung zum Hit «Let’s go crazy» von Prince fertig war. Der 22-Jährige war allerdings betrübt, weil er nach dem sauberen vierfachen Rittberger beim vierfachen Toeloop strauchelte.
Trainer Brian Orser, der auch Fernandez betreut, tröstete den ehrgeizigen Asiaten. Sein spanischer Schüler blieb ohne Makel. Dem Druck nicht gewachsen war das 17 Jahre alte amerikanische Wunderkind Nathan Chen (97,33). Zwar klappten Vierfach-Lutz und -Flip – beim dreifachen Axel stürzte der US-Meister und kam nur auf Rang sechs.
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(dpa)