Bischofswiesen – Vom Sport kann Helmut Weinbuch nicht genug bekommen. Am vergangenen Wochenende war er Augenzeuge des Bob- und Skeleton-Weltcups am Königssee, vor drei Wochen sah man ihn beim Biathlon in Ruhpolding. Am 2. Februar aber kommt der Sport zu ihm, um zu gratulieren und zu feiern.
Der Mann, der den deutschen und internationalen nordischen Skisport prägte wie kaum ein anderer, feiert im heimischen Bischofswiesen seinen 80. Geburtstag. «Aber ich fühle mich nicht wie ein Achtzigjähriger», versichert Weinbuch. Und man nimmt es ihm ab.
Wenn Weinbuch über seine Vergangenheit als Sportfunktionär erzählt, ist es wie ein Geschichtskurs. Der gelernte Speditionskaufmann begann seine Laufbahn 1958 als Sportwart für Alpin in Berchtesgaden. «Das muss ich wohl ganz gut gemacht haben, denn 1961 wurde ich zum Sportwart für den Chiemgau berufen, 1965 Bayerischer Sportwart alpin und nordisch und 1968 schließlich Deutscher Sportwart nordisch», berichtet Weinbuch.
Damit war sein Weg auf Bundesebene bereitet. Im Deutschen Skiverband wurde er hauptamtlich Technischer Leiter und 1973 Sportdirektor und hatte dort sowohl die nordische als auch die alpine Abteilung unter sich. «Ein Jahr darauf haben wir noch den kränkelnden Biathlon-Verband integriert, und das hat man mir auch noch aufgebrummt», erzählt der Ur-Bayer, der mit dem nordischen Skisport eigentlich gar nicht viel am Hut hatte.
«Ich war immer ein Alpiner», sagt er. Und für sie wollte er auch in das entsprechende Komitee beim Weltverband FIS. «Doch da war ein anderer schneller. Für mich blieb dann die FIS-Sparte Nordische Kombination.» 1975 wurde er Sekretär der Kommission, vier Jahre später deren Vorsitzender. Es war ein Glücksfall und die Überlebensversicherung für die Disziplin.
Denn Weinbuch wurde zum Reformer. Mit der Einführung der Gundersen-Methode, bei der die Punkte im Springen in Zeitvorgaben für den Langlauf umgerechnet werden, so dass der Erste im Ziel auch gleichzeitig der Gesamtsieger ist, half er der Kombination genauso aus der Versenkung wie mit der Einführung der neuen Formate Team-Sprint und Staffel.
Auf nationaler Ebene machte sich Weinbuch als DSV-Generalsekretär mit zwei einschneidenden Entscheidungen einen Namen. Die politische Wende in der DDR und die Wiedervereinigung der beiden Skiverbände liefen völlig problemlos ab. «Ich habe mit meinen Leuten ein Konzept erarbeitet, wie es funktionieren könnte, und dann haben wir es umgesetzt. Es gab keinerlei Missgunst. Obwohl es einschneidende Veränderungen gab, ist niemand auf der Strecke geblieben,» erinnert sich Weinbuch stolz.
Schließlich verschaffte er dem Verband 1998 den damals aufsehenerregenden Fernsehvertrag mit RTL für das Skispringen. Der brachte dem DSV 10 Millionen Euro und die Ausgliederung aus der Bundesförderung.
Seit 15 Jahren ist Helmut Weinbuch – Vater von Kombinierer-
Weltmeister und -Bundestrainer Hermann Weinbuch – nun schon Pensionär. Allerdings einer im Unruhestand. Sportlich ist er als Golfer, Mountainbiker und Skiläufer aktiv. Seine organisatorischen Fähigkeiten stellt er Jahr für Jahr bei der Berchtesgadener Sportgala unter Beweis. Und auch als Nachwuchstrainer engagiert er sich. Im Sommer hilft er Wintersport-Kindern, sich mit Gymanstik und Turnen fit zu halten. «Aber alles kann ich nicht mehr vormachen, so langsam merke ich, dass ich nicht mehr so geschmeidig bin», sagt der Jubilar.
Fotocredits: Peter Kneffel
(dpa)