Bischofshofen – Daniel Andre Tande hat vor dem Finale bei der Vierschanzentournee zwar nur die Winzigkeit von 1,7 Punkten und damit nicht einmal einen Meter Vorsprung – dennoch gilt er als klarer Favorit.
Denn der Norweger ist vor dem letzten Springen am Freitag (16.45 Uhr) in Bischofshofen der einzige gesunde Springer aus dem Führungstrio. Der Zweite Kamil Stoch aus Polen ist nach einem Trainingssturz am Bergisel mit einer Schulterblessur angeschlagen. Und der Österreicher Stefan Kraft auf Rang drei hat nach Magen-Darm-Virus und missglücktem Versuch im Windspringen von Innsbruck seine Chancen auf den Gesamtsieg wohl verspielt.
Die besten Karten auf seinen Premierenerfolg bei dem Prestigeevent hat daher Tande, der in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck gewann. «Ich freue mich wirklich auf Bischofshofen. Es ist ein extremer Unterschied zu den anderen Schanzen – dort ist es möglich, richtig zu fliegen. Ich kann fliegen, aber das kann Kamil auch», erklärte der 22-Jährige vor dem Finale im Salzburger Land.
Auch der deutsche Bundestrainer Werner Schuster hält Tande für den Favoriten. «Er hat das Momentum auf seiner Seite», urteilte der 47-Jährige. Den norwegischen Tournee-Primus charakterisiert er als «technisch sehr ausgereift», er habe ein «irrsinniges Gefühl für das Fliegen». Genau das könnte Tande auf der großen Schanze in Bischofshofen zugutekommen. «Natürlich ist es Spaß, als Favorit in den letzten Wettkampf zu gehen. Aber es ist noch alles offen», relativierte der Norweger. Schuster erwartet zwischen den beiden Rivalen ein «brandheißes Duell».
Der 29 Jahre alte Stoch nimmt dabei die Rolle des Herausforderers ein. Bislang wurde er bei dieser Tournee zweimal Zweiter und einmal Vierter. Als erster Athlet seit der finnischen Sprung-Legende Janne Ahonen vor 18 Jahren könnte der Pole die Tournee gewinnen, ohne einen Einzelwettbewerb für sich zu entscheiden. «Kamil Stoch springt fantastisch. Der weiß, wie man die großen Dinger gewinnt. Er hat eine Riesenfreude daran, dass er sich zurückgekämpft hat», sagte Schuster, dessen DSV-Athleten beim abschließenden Wettkampf auf der Paul-Außerleitner-Schanze keine Chancen mehr im Klassement haben.
Tande führt nicht nur sämtliche Wertungen an, sondern ist auch zum Shootingstar der ganzen Sportart geworden. Der Aufsteiger begeistert auch die weiblichen Fans mit Bildern von sich und seinem entblößten Oberkörper: «Ich liebe die Aufmerksamkeit, das ist der Lohn für die Arbeit», erklärte Tande. Auch sportlich belohnt sich der Mann aus Narvik derzeit, seine besten Sprünge hob er sich für die Tournee auf.
Fast zehn Meter muss derweil Lokalmatador Kraft aufholen. «Wir werden um das Gesamtklassement bis zum letzten Sprung kämpfen», kündigte Österreichs Chefcoach Heinz Kuttin an. Gerade weil zwei so konstante Athleten deutlich vor Kraft stehen, machte der Trainer aber klar: «Wir erwarten keine Wunder.» Nach solidem Tourneestart wurde ausgerechnet das Heimspiel in Innsbruck für die Österreicher zu einem Desaster und einer vorentscheidenden Niederlage.
Tandes großer Wunsch für das Finale ist hingegen: «Ich hoffe, dass Kamil und Stefan in Bischofshofen wieder topfit sind.» Der Norweger fühlt sich stark genug, um die beiden Kontrahenten auch dann hinter sich zu lassen.
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(dpa)