Are – Kira Weidle hält nichts von falscher Bescheidenheit. «Ich bin absolut in der Angreiferrolle. Am Ende zählen die Medaillenränge – und die werden auch Vollgas attackiert», sagte die gebürtige Stuttgarterin vor der Abfahrt am Sonntag (12.30 Uhr/ARD und Eurosport).
Die Weltmeisterschaften in Schweden sind erst ihr drittes Großereignis, mit 22 Jahren zählt die Skirennfahrerin vom SC Starnberg zu den jüngsten unter den besten Abfahrerinnen der Welt – Edelmetall in Are aber ist Weidle zuzutrauen. Es wäre die erste deutsche WM-Medaille in der Abfahrt seit Bronze von Maria Höfl-Riesch in Schladming vor sechs Jahren.
Weidle hat keinen kometenhaften Aufstieg hinter sich wie die nur ein Jahr ältere Super-G-Weltmeisterin Mikaela Shiffrin aus den USA, die schon mit 17 Jahren ihren ersten von inzwischen drei WM-Titeln im Slalom holte und längst zum Maßstab im Weltcup geworden ist. Die Entwicklung der selbstbewussten Sportlerin aber ist ebenso beeindruckend. «Kira bringt für mich für die Abfahrt alles mit. Wenn bei ihr alles zusammenpasst, haben wir mit ihr noch viel Freude», sagte Damen-Cheftrainer Jürgen Graller.
Weidle ist extrem ehrgeizig. Im Super-G fremdelt sie noch, weil ihr die Möglichkeit fehlt, sich in den Trainingsfahrten an die Strecke zu gewöhnen und sich entsprechend zu steigern. Platz 18 wie am Dienstag stellt sie daher bei weitem nicht zufrieden, ist aber in Ordnung. In der Abfahrt nutzt sie ihr Wissen aus den ersten Jahren im Weltcup inzwischen klug und sammelte so in diesem Winter die beiden ersten Podestplätze ihrer Karriere – gleich zu Beginn in Lake Louise und zuletzt bei der WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen.
«Ich bin gut in Form. Wenn ich das halten kann, glaube ich, dass wir alle viel Freude haben werden», sagte die aktuell beste deutsche Speedfahrerin nach dem Coup vor heimischem Publikum.
Im Abschiedsrennen von US-Skistar Lindsey Vonn ist Weidle deshalb mehr als nur die «Geheimfavoritin auf eine Medaille», zu der sie Teamkollegin Viktoria Rebensburg schon Mitte Janauar nach den starken Auftritten in Cortina d’Ampezzo machte. Im Blatt des Deutschen Skiverbands ist sie der Joker und hofft selbst auf gute Karten: «Die werden am Sonntagmorgen verteilt und dann werden wir sehen.»
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(dpa)