Saalbach-Hinterglemm – Stefan Luitz reckte im Ziel erleichtert die Faust in die Luft, dann gab es sofort ein Küsschen für seine Freundin. Über diesen vierten Platz nach turbulenten und aufreibenden Tagen freute sich der Skirennfahrer wie über einen Podestplatz.
«Es war echt ein brutaler Kampf. Aber ich habe ihn angenommen und bin echt zufrieden mit mir», resümierte der Allgäuer nach dem Riesenslalom von Saalbach-Hinterglemm, den überraschend der Slowene Zan Kranjec gewann und bei dem eine beeindruckende Erfolgsserie des österreichischen Weltcup-Dominators Marcel Hirscher endete.
Luitz aber bestätigte die aufsteigende Form nach den jüngsten Wirren um eine verbotene Sauerstoff-Inhalation und die dadurch drohende Aberkennung seines ersten Weltcup-Sieges in Beaver Creek. Am Sonntag zuvor im Riesentorlauf von Alta Badia hatte er als 20. noch enttäuscht, tags darauf gab es mit Rang fünf im Parallel-Riesenslalom einen ersten Lichtblick. «Die Energie, die ich so nicht gehabt habe, die ist jetzt wieder zurück», sagte der 26-Jährige. «Jetzt geht es hoffentlich so weiter.»
Ein bisschen konnte sich Luitz sogar ärgern, denn auf den Franzosen Mathieu Faivre und Platz drei fehlten nur acht Hundertstelsekunden. Zweiter wurde Loic Meillard aus der Schweiz. Hätte Luitz einen Fehler weniger gemacht, wäre er auf das Podium gefahren. «Da wäre sicher noch einiges drin gewesen, aber fehlerfrei ist da sicher niemand runter gekommen», sagte er und hatte recht: Matts Olsson und Manuel Feller als Schnellste des ersten Durchgangs schieden sogar aus. Nach zwei außergewöhnlich langen Durchgängen sagte Luitz: «Es war schon extrem heftig, unten geht dir schon ein bisschen der Saft aus.»
Cheftrainer Mathias Berthold lobte die «psychisch sehr starke Leistung» seines Schützlings, dem die Sauerstoff-Affäre zuletzt sehr zugesetzt hatte. «Er ist wieder auf Kurs», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Momentan ist das mental sicher nicht so einfach für ihn.» Die Erfolge stimmen optimistisch für die noch zwei ausstehenden Riesenslaloms vor der WM in Adelboden und Garmisch-Partenkirchen.
Dass Luitz bei sehr schweren Sichtverhältnissen vor Olympiasieger und Weltmeister Hirscher blieb, ist ein zusätzlicher kleiner Erfolg. «Klar tut das gut», sagte der Sportler vom SC Bolsterlang. Als Sechster verpasste der beste Skirennfahrer der Welt nach zuletzt 18 Podestplätzen in Serie im Riesenslalom das Podium. «Natürlich ist das nicht lustig», sagte der Weltcup-Gesamtchampion aus Östereich. «Ich habe beim Setup alles probiert, was möglich ist. Es hat heute nicht hingehauen, das gehört dazu.» Luitz meinte: «Der Hirscher ist auch nur ein Mensch. Er hat heute ein paar Fehler gemacht.»
Luitz war der einzige Deutsche in den Punkterängen. Alexander Schmid schied im zweiten Lauf aus. «Das war bitter, denn ich hatte mich gut gefühlt.» Fritz Dopfer als dritter Starter in Saalbach droht deswegen in der Startliste weit nach hinten zu rutschen. «Das könnte böse werden», sagte der formschwache Garmischer beim BR-Fernsehen. Am Donnerstag folgt noch ein Slalom. Auch Felix Neureuther will dann wieder am Start sein. Er hatte auf den Riesenslalom verzichtet.
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(dpa)