Lahti – Mit Routine zur Medaille: Stefanie Böhler und Nicole Fessel sollen den deutschen Langläuferinnen bei der WM in Lahti das erhoffte Edelmetall bescheren.
Nach reiflicher Überlegung nominierte die sportliche Führung das erfahrene Duo für den Team-Sprint, bei dem an diesem Sonntag die seit 2011 anhaltende WM-Medaillenflaute der Deutschen in der Loipe ein Ende finden soll.
Böhler und Fessel verbindet viel. Lange Zeit trainierten die Schwarzwälderin und die Oberstdorferin gemeinsam. In Lahti erleben beide ihre jeweils sechste Weltmeisterschaft. Und vor drei Jahren gehörten sie auch jener Staffel an, die mit Olympia-Bronze in Sotschi die vorerst letzte deutsche Langlauf-Medaille bei einem Großereignis gewann.
Das Duo hat die 30 längst überschritten, im Jargon der ganz Jungen im Team sind sie damit die «Altvorderen». Das ist ganz und gar nicht despektierlich gemeint. Vielmehr schauen die WM-Küken Victoria Carl, Katharina Hennig und Sofie Krehl, die mit Sandra Ringwald am Samstag im WM-Skiathlon starten, mit gehörigem Respekt auf die Leistungen der beiden Routiniers. «Sie haben uns wunderbar aufgenommen, es gibt keine Allüren. Wir haben gemeinsam Spaß und wir schinden uns gemeinsam», berichtet Hennig über das Miteinander im deutschen Frauen-Team.
Mit fast 36 (Böhler) und 34 (Fessel) könnten beide längst im Sportler-Ruhestand sein. Doch die Liebe zum Langlauf und die neuen Reize, die der DSV vor knapp zwei Jahren mit der Verpflichtung des norwegischen Trainers Torstein Drivenes setzte, waren stärker. Böhler schob das Karriereende kurzerhand auf unbestimmte Zeit nach hinten, Fessel setzte zu neuen Höhenflügen an.
Mit dem Ergebnis, dass Drivenes eine Leistungsobergrenze noch nicht feststellen will. «Nicole kann sich in den Distanzrennen jederzeit in den Top-Sieben bewegen. Steffi sehe ich in der erweiterten Weltspitze», sagt der Norweger. Heißt im Klartext: Auch bei Olympia 2018 in Südkorea setzt der Coach nicht nur auf die beiden Läuferinnen, er erwartet auch Ergebnisse im vorderen Bereich.
Für ihren Lahti-Start sind beide nach eigenem Bekunden bestens vorbereitet. «Wir haben in Toblach während der Vorbereitung noch mal einen sauberen Umfangblock gesetzt. Jeder hat individuell an seinen Defiziten gearbeitet. Die WM-Strecken mag ich. Harte, anspruchsvolle Strecken kommen mir entgegen», sagt Böhler. Und Fessel ergänzt: «Ich habe bewusst noch einmal allein auf der Seiseralm ein Höhentraining absolviert. Das sollte sich jetzt auszahlen.»
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(dpa)