St. Moritz – Felix Neureuther bei den Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz nach der dritten Einzelmedaille seiner Karriere.
Welche Bedeutung hat diese Bronzemedaille für Sie?
Felix Neureuther: Es ist sehr, sehr emotional gewesen heute für mich. Es kommt alles hoch, die letzten 14 Jahre. Hier bin ich die ersten Weltmeisterschaften gefahren. Jetzt eine Medaille mit nach Hause zu nehmen, ist Wahnsinn. Auch die letzten Tage waren echt nicht einfach für mich. Ich habe alles in dieses Rennen reingelegt, und es ist sich Gott sei Dank ausgegangen.
Sie sagten immer, WM-Silber von Schladming 2013 wird nichts mehr toppen können. Ist das nach wie vor so?
Neureuther: Das kann man schwer vergleichen. Schladming wird sicher unerreicht bleiben. Es ist anders. Es war heute echt extrem. Man hat mich ja schon ziemlich abgeschrieben. So ist es mir zumindest vorgekommen. Deswegen war bei mir der Ehrgeiz schon sehr groß. Es hat mich im Vorfeld geärgert, dass man gesagt hat, der Neureuther holt keine Medaille, es müssen andere richten. Deswegen habe ich die Verhältnisse ein bisschen zurecht gerückt, was auch gut ist. Der Druck auf das letzte Rennen war extrem groß. Es ist schon eine große Last abgefallen.
Hat sich dieser Kreis von ihrer ersten WM in St. Moritz vor 14 Jahren bis heute jetzt geschlossen für Sie?
Neureuther: Absolut. Der (Cristian Javier) Simari Birkner, Hubertus von Hohenlohe und ich sind wahrscheinlich die einzigen drei, die 2003 schon am Start gestanden sind. Das ist echt eine coole Geschichte, dass ich 14 Jahre später hier eine Medaille gewinnen darf.
War das jetzt das letzte WM-Rennen ihrer Karriere?
Neureuther: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber emotionaler kann es eigentlich nicht mehr werden. Ich bin normal nicht derjenige, der schnell zum Weinen anfängt. Aber heute hat es mir die Tränen richtig rausgedrückt.
Sie haben die Medaille ihrer Freundin, der Biathletin Miriam Gössner, gewidmet. Warum?
Neureuther: Weil sie keine einfache Zeit hatte. Und egal wie schlecht es ihr ging, sie ist immer da gestanden und hat mich immer aufgebaut. Das ist menschlich für mich wirklich schon sehr, sehr groß. Auch, dass sie sich nie beklagt. Es gehört mindestens die Hälfte ihr.
Es ist für Sie persönlich eine wichtige Medaille, aber auch für den Deutschen Skiverband, weil es die erste bei der WM ist.
Neureuther: Absolut. Seit dem Team-Bewerb war es wirklich nicht einfach für uns, weil wir ziemlich kritisiert worden sind. Auch die Trainer und der Wolfi (Anm: Alpinchef Wolfgang Maier). Das war nicht wirklich gerechtfertigt. Die Jungs arbeiten extrem hart und reißen sich den Hintern auf für uns. Es war nicht ihre Schuld, dass es bis jetzt nicht gelaufen ist. Wir haben die besten Trainer, die man sich nur vorstellen kann. Jeder, der Kritik übt, der hat absolut keine Ahnung, wovon er spricht. Wir wissen, wie wir arbeiten. Es ist so perfekt und nicht anders.
Wie haben Sie den Rücken heute gespürt?
Neureuther: Es war echt ganz gut. Es war ganz gut.
Weltmeister Marcel Hirscher hat sich sehr für Sie gefreut. Was haben sie auf dem Podest gesprochen?
Neureuther: Der Marcel und ich haben viel zusammen erlebt. So ein Moment ist dann sehr, sehr speziell. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich auf dem Podium stehen kann – ich selber auch nicht. Deswegen ist das sehr schön.
Kommt einem der Gedanke: Man schlägt Henrik Kristoffersen und hat dennoch nicht Gold?
Neureuther: Für mich ist Marcel der beste Slalom-Läufer der Welt. Das hat er heute auch wieder eindrucksvoll gezeigt. Es fährt sich natürlich etwas einfacher, wenn man schon eine Goldene in der Hinterhand hat. Aber ich bin heute auch am Start gestanden und habe gedacht, was ich für ein Glück habe, hier noch mal am Start stehen zu dürfen vor so einer Kulisse und bei so einem Wetter.
Wie viele Glückwünsche haben Sie schon bekommen?
Neureuther: Es sind jetzt 131 Nachrichten. Ich wusste gar nicht, dass so viele Leute meine Nummer haben.
ZUR PERSON: Felix Neureuther ist Deutschlands bester Skirennfahrer. Der 32-Jährige holte mit Bronze im Slalom seine fünfte WM-Medaille. Drei davon gab es im Slalom, zwei im Team-Wettbewerb.
Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)