Inzell – Nachdem Claudia Pechstein ihre Titelsammlung erweitert hatte, kündigte sie die Jagd auf Rekordmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann an. «Ich höre nicht auf, bevor ich diesen Rekord gebrochen habe», sagte Pechstein in Inzell.
Mit einem überzeugenden Erfolg auf ihrer Spezialdistanz über 5000 Meter hatte die 45 Jahre alte Berlinerin in guten 7:01,17 Minuten ihren Ruf als beste deutsche Eisschnellläuferin nachdrücklich unterstrichen und sich ihren 32. nationalen Titel gesichert. Tags zuvor hatte sie auch Gold über 3000 Meter erkämpft.
Gunda Niemann hatte sich 2004 ihr 34. und letztes DM-Gold gesichert. Inzwischen ist sie Trainerin in Erfurt und hofft, dass ihre 15 Jahre alte Tochter Viktoria irgendwann einmal Pechstein ablösen kann.
«So schnell war noch nie eine Frau mit 45 Jahren. 7:00 wären ideal gewesen, aber bin zufrieden», sagte Pechstein, die sich bei ihren siebten Olympischen Winterspielen in Pyeongchang Chancen auf eine Medaille ausrechnet.
Pechsteins Siegesserie ist zugleich auch deprimierendes Signal an den Verband in Sachen Nachwuchsarbeit. Die zweite Reihe ist gegen die professionell im eigenen Privat-Team trainierende fünfmalige Olympiasiegerin derzeit chancenlos. Gerade mal drei Athletinnen schafften neben Pechstein die Weltcup-Norm, darunter die 35 Jahre alte Erfurter 500-Meter-Meisterin Judith Dannhauer und die zehn Jahre jüngere Inzellerin Roxanne Dufter als Titelträgerin über 1500 Meter.
Auch die inzwischen 29 Jahre alte Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert schaffte nach gerade überstandener Knie-Verletzung als Zweite über 5000 Meter in 7:09,55 Minuten die Verbands-Vorgabe für die in zwei Wochen startende Weltcup-Serie.
Ihr Bruder Patrick stürmt unterdessen mit absoluten Spitzenzeiten Olympia entgegen. Am Sonntag lief er in 13:04,29 Minuten mit Meisterschafts-Rekord über 10 000 Meter zum Meister-Triple und verbuchte seinen 17. nationalen Titel. Zuvor hatte er sich schon über 1500 und über 5000 Meter – jeweils vor Moritz Geisreiter, der ihn auch diesmal lange forderte (13:07,00), durchgesetzt. Beide tragen nun neben Nico Ihle die Olympia-Hoffnungen im Männer-Bereich. Der Chemnitzer Vize-Weltmeister musste sich nach seinem 500-m-Erfolg am Sonntag über 1000 Meter knapp dem Titelverteidiger Joel Dufter aus Inzell (1:19,19) beugen.
Ihle muss nun die Weltcup-Rennen ohne Unterstützung seines Bruders Denny bestreiten, der die Norm verfehlte. Ebenso erfüllten sich Beckerts Hoffnungen auf Begleitung durch Bruder Pedro nicht, der wegen einer heftigen Grippe die 1500-Meter-Norm verpasste. «Das ist echt schade. Es war so gut drauf», bedauerte der WM-Dritte.
Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)