Rebensburg nun als Ski-Frontfrau gefordert

Lake Louise – Jetzt muss es Viktoria Rebensburg quasi allein richten. Nach dem Verletzungs-Pech von Routinier Felix Neureuther ist die Athletin vom Tegernsee die einzig verbliebene Sieg- und Podest-Abonnentin des Deutschen Skiverbands (DSV).

Immerhin ist die 28-Jährige in absoluter Topform: Nach zwei Erfolgen bei bislang zwei Saisonstarts im Riesenslalom kann Rebensburg nun zeigen, dass sie auch im Speedbereich in Fahrt ist. Vor zwei Weltcup-Abfahrten und einem Super-G im kanadischen Lake Louise an diesem Wochenende sagt sie: «Klar möchte ich den Schwung der vergangenen Rennen mitnehmen.»

Dies könnte der Winter der Viktoria Rebensburg werden, wenn sie neben ihrer Paradedisziplin Riesenslalom – in der sie 2010 Olympia-Gold und 2014 Bronze geholt hatte – auch auf den längeren Ski vorne mitfährt. Ein erstes Indiz dürften ihre Schussfahrten am Freitag und Samstag (jeweils 20.30 Uhr/MEZ) sein. «Die Strecke kenne ich gut», sagt die beste Rennfahrerin im DSV. «In meiner Karriere bin ich hier schon ein paar Mal den Berg runtergefahren und weiß daher, was mich erwartet.»

Der Verband weiß, was er an Rebensburg hat – gerade jetzt, wo sie in Abwesenheit von Szenestar Neureuther die alleinige Frontfrau und größte Hoffnungsträgerin ist. Beeinflussen soll das die Sportlerin nicht, die sich neben der Piste ungern in den Vordergrund drängt. «Das ist medial ein Thema», sagt Damen-Bundestrainer Jürgen Graller der Deutschen Presse-Agentur. «Wir arbeiten weiter wie bisher.»

Und das scheint an der Seite von Rebensburg aktuell Spaß zu machen. Nach einem vermaledeiten Winter mit einer lästigen Knieverletzung und einer medaillenlosen WM in St. Moritz passt es in dieser Saison gleich von Beginn an. «Sie weiß, was sie zu tun hat», sagt Graller. «Sie hat diese gewisse Lockerheit und trotzdem den absoluten Fokus. Dazu kommt ein Selbstvertrauen, ohne überheblich zu sein.»

Diese Selbstsicherheit dürfte sie in Lake Louise brauchen gegen ihre Speed-Rivalinnen wie Lindsey Vonn. Die Amerikanerin hat famose 14 Abfahrten und vier Super-G auf ihrer Lieblingsstrecke gewonnen, der Skiort nahe Calgary wird süffisant schon Lake Lindsey genannt.

Dass daraus am Wochenende ein Lake Vicky wird, daran zu glauben wäre vermessen. Einen Top-5-Rang peilt Rebensburgs Team an, «das wäre gut», sagt Chefcoach Graller. «Alles darüber hinaus ist Zugabe.»

Weil sich die 15-malige Weltcup-Siegerin im Sommer ganz intensiv auf den Riesenslalom vorbereitet hatte – und dafür belohnt wurde -, kamen die Speed-Einheiten etwas kurz. «Da hat sie noch Aufholbedarf», sagt Graller. «Aber mit Selbstvertrauen kann man das Manko ausgleichen.»

Nach Neureuthers Kreuzbandriss wünschte Rebensburg via Facebook gute und rasche Besserung und sagte: «Ich freue mich schon sehr, wenn ich dir möglichst bald wieder beim Skifahren zuschauen kann.» Das kann dauern – und bis dahin sind die Augen auf sie gerichtet.

Fotocredits: Frank Gunn
(dpa)

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