Klingenthal – Die gute Laune ist zurück bei Severin Freund. Die ersten Wettkampfsprünge sind nach einer fünfmonatigen Leidenszeit absolviert, privat hat sich im Sommer auch einiges getan.
Jetzt schaut der Vorzeigeflieger des Deutschen Skiverbandes (DSV) optimistisch der WM-Saison entgegen, die in acht Wochen im finnischen Kuusamo beginnt.
Die beiden letzten Springen des Sommer-Grand-Prix in Hinzenbach und Klingenthal, die Freund auf den Rängen elf und zwölf beendete, waren für ihn ein erster Test. Zwar seien die Automatismen beim Sprung noch nicht ganz wieder da und auch seine Spritzigkeit müsse er verbessern, «aber deshalb werde ich nicht nervös, dass es nicht klappen könnte», resümierte der 28-Jährige in Klingenthal. «Ich muss mir Zeit geben und brauche Geduld, bis das Gefühl zurückkommt.»
Nach einer Hüftoperation im April dieses Jahres trainiert er erst seit vier Wochen wieder auf Schanzen. Deshalb hatte er auch keine Erwartungen an sein Comeback. Obwohl nicht alles nach Wunsch lief, stellte er fest: «Mit diesem ersten Test bin ich ganz zufrieden.» Kleine Fortschritte seien erkennbar, «auch wenn das von außen jetzt nicht so sichtbar ist», sagte Freund.
Das belegen auch die Messdaten, die am Schanzentisch aufgenommen wurden. Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig hat am Klingenthaler Anlaufturm 80 Sensoren eingebaut, um die Kräfte zu messen, mit denen ein Athlet abspringt. Eine erste schnelle Auswertung durch einen IAT-Wissenschaftler ergab am Sonntag, dass sich Freunds Kraft wieder auf einem guten Niveau befindet. Nun müsse der Weltmeister an der Feinabstimmung seiner Beinkoordination arbeiten, erklärte Sören Müller vom IAT.
Auch Bundestrainer Werner Schuster glaubt, dass Freund bis zum Winter an seine alten Leistungen anknüpfen kann. Das von ihm ausgegebene Ziel von zwei Top-15-Plätzen bei den ersten Wettkämpfen nach der unfreiwilligen Pause hat sein Musterschüler erreicht. Nun müsse er weiter an seiner Athletik und Bewegungspräzision arbeiten. Zweifel am Erfolg hat Schuster nicht: «Severin ist ein vorbildlicher Arbeiter.»
Und so will der Mannschafts-Olympiasieger auch in diesem Winter wieder ganz vorn mitmischen. Mit weniger Risiko wird er auf jeden Fall nicht springen, auch wenn er im Sommer geheiratet hat und alte Weisheiten besagen, dass dies deshalb passieren kann. «Wir waren schon elf Jahre zusammen, da war es eher so ein Schritt: Ich geh‘ es mal an», sagte Freund lachend.
Die Verletzung hatte sich der Gesamtweltcupsieger von 2015 bei der Vierschanzentournee in Innsbruck zugezogen. Eine genaue Diagnose für seine Beschwerden war lange Zeit nicht möglich, da bei Untersuchungen lediglich ein Erguss in der Hüfte erkennbar war. Trotz anhaltender Schmerzen beendete er die Saison deshalb – immerhin als Zweiter der Weltcup-Wertung hinter dem überragenden Slowenen Peter Prevc. «Obwohl es nervig war zu springen, weil das Gefühl zum Körper nicht mehr da war», berichtete Freund. Nun kommt es langsam zurück.
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(dpa)