Lahti – Einen Gold-Rausch wie vor zwei Jahren erwartet Karin Orgeldinger bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Lahti nicht. «Falun wird nicht zu toppen sein», sagt die Sportdirektorin des Deutschen Skiverbandes (DSV) vor den am Mittwoch beginnenden Titelkämpfen.
Kein Wunder, erlebte der DSV 2015 in Schweden doch die erfolgreichste WM seiner Geschichte. Acht Medaillen, davon fünf aus Gold, erbeuteten die deutschen Asse damals.
Dennoch hat der Verband wieder hohe Ziele ausgegeben. «In jeder Disziplin eine Medaille», formuliert Orgeldinger die Vorgabe. Ein Anlass zum Tiefstapeln besteht angesichts der Vorleistungen in diesem Winter auch nicht, zumal außer dem am Kreuzband operierten Skisprung-Weltmeister Severin Freund alle deutschen Topathleten im 29-köpfigen Lahti-Aufgebot stehen.
Besonders die Nordischen Kombinierer befinden sich in einer überragenden Verfassung, gewannen 18 von 19 Einzel-Weltcups in dieser Saison. «Ich habe keine Bedenken, dass die Kombinierer zu früh in Form waren. Wenn alle gesund bleiben, werden sie weitere Erfolge feiern», prophezeit Orgeldinger.
Das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch habe seit Jahren gezeigt, dass man den Formaufbau in Richtung Saisonhöhepunkt perfekt organisiere. Weinbuch selbst will sich mit einer Medaille nicht zufrieden geben. «Nach den Vorleistungen sollten es schon drei werden, davon mindestens eine goldene», sagt der Coach.
Auch auf der Schanze wollen die DSV-Asse kräftig mitmischen. Größter Hoffnungsträger ist Andreas Wellinger, der in diesem Jahr schon achtmal auf dem Weltcup-Podium stand. «Ich traue ihm eine Medaille zu», sagt Bundestrainer Werner Schuster. Auch im Team soll Edelmetall her.
Orgeldinger ist ebenfalls zuversichtlich: «Auch wenn das Fehlen von Severin Freund äußerst schmerzlich ist, sollte das Team in der Lage sein, den Ausfall zu kompensieren. Die Entwicklung der Mannschaft insgesamt zeigt, dass sie breiter aufgestellt ist als noch in Falun.»
Das bezieht sie auch auf die Frauen, die mit Titelverteidigerin Carina Vogt, Katharina Althaus und Svenja Würth gleich drei Weltklasse-Springerinnen an den Start bringen. «Natürlich muss am Tag X alles passen, um erfolgreich zu sein. Aber wenn du drei Eisen im Feuer hast, ist das immer viel besser als wenn es eine Springerin richten muss», sagt Bundestrainer Andreas Bauer.
In Falun ohne Medaille blieben die Langläufer, die auch dieses Mal das Sorgenkind sind. «Wir haben uns nach 2015 komplett neu aufgestellt. Mit den Rahmenbedingungen, die wir geschaffen haben, sind wir dort, wo wir hin wollten. Was die Leistungsfähigkeit der Teams anbelangt, gab es einige Rückschläge», erklärt die Sportdirektorin.
Besonders im männlichen Bereich, wo die besten Athleten lange Krankheits- und Verletzungsphasen erlebten. «Dennoch sind wir ganz gut aufgestellt, konzentrieren uns auf die Staffeln und den Teamsprint. Eine Medaille ist auch für die Langläufer das Ziel», sagt Orgeldinger.
Sie hofft, dass man in Lahti den Teamspirit von Falun wieder aufnehmen kann. «Der war damals die Grundlage des Erfolges und zog sich durch die gesamte DSV-Mannschaft», sagt Orgeldinger rückblickend. Das zahlte sich für die erfolgreichen Athleten in Form von Prämien aus, an denen auch die Trainer und Betreuer beteiligt wurden. So soll es wieder werden. «Die Höhe der Prämien wird nach der Saison festgelegt, wenn wir wissen, was der Haushalt hergibt», erklärt Orgeldinger. «Belohnt werden Medaillen aber in jedem Fall.»
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(dpa)