Val d’Isère (dpa) – Diese schnelle Rückkehr nach Val d’Isère kann Skirennfahrer Stefan Luitz kaum erwarten – und das nicht nur, um Revanche zu nehmen.
«Ich habe noch eine Rechnung offen», sagt der Allgäuer. Erst vor wenigen Tagen hatte Luitz in Frankreich mit einem 35. Platz im Riesenslalom enttäuscht. Am Samstag (9.30/12.30 Uhr) soll die Wiedergutmachung folgen. Auf der «Face de Bellevarde»-Piste raste er im Dezember 2012 mit einem zweiten Rang erstmals auf ein Weltcup-Podium und ins Rampenlicht. Dann aber folgten vier eher durchwachsene Jahre. Jetzt will der 24-Jährige durchstarten.
Im Deutschen Skiverband (DSV) sehnt man Luitz‘ Durchbruch herbei, auch weil er durch das Saison-Aus von Fritz Dopfer zur Nummer zwei im Team hinter Rekordfahrer Felix Neureuther aufgestiegen ist.
«Stefan müsste eigentlich schon wesentlich mehr gewonnen und sich am Podium festgesetzt haben, als es der Fall ist», sagt Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Von Maier über Bundestrainer Mathias Berthold bis hin zu Teamkamerad und Zimmerkollege Neureuther sind sie alle Fan des sympathischen Sportlers vom SC Bolsterlang. Luitz kann extrem feine Kurven fahren, und den Speed der Weltbesten hat er auch drauf.
«Ich erwarte von ihm eigentlich in jedem Rennen, dass er wie Phönix aus der Asche auf dem Podium steht», sagt Maier. «Wenn es einer kann, dann ist es seit Jahren der Stefan.» Wichtig ist dem DSV-Sportchef: Eine Erwartung sei ein Zeichen des Respekts und des Zutrauens und kein künstlich erzeugter Druck.
Denn neben guten Leistungen ziehen sich auch Niederlagen und Patzer durch Luitz‘ Karriere. «Es waren natürlich sehr viele Aufs und Abs, und dann kamen noch Verletzungen dazu», sagte Luitz der Deutschen Presse-Agentur. «Die Konstanz hat gefehlt. Deswegen kann ich nicht ganz zufrieden sein mit den vier Jahren.»
Vor allem ein Einfädler beim letzten Tor im olympischen Riesenslalom in Sotschi 2014 und der Weltcup in Beaver Creek 2015, als Luitz einen Podestplatz und vielleicht sogar den Sieg kurz vor dem Ziel hergab, sind in Erinnerung geblieben. «Das sind Erlebnisse, die werde ich nie vergessen», räumt der Alpin-Sportler ein. Das ständige Gerede über angebliche Konzentrationsschwächen nervt Luitz aber zusehends.
Wie die ärgerlichen Fehler abgestellt werden, darüber ist man sich im DSV uneins. Der Rennfahrer selbst hält dabei nicht viel von Psychologen. «Es ist immer leicht, die Schiene mit Mentaltraining zu fahren», findet er. Luitz hat sich in den vergangenen Jahre schon mit solch speziellen Coaches getroffen, war aber nicht überzeugt. «Letztlich muss man selber ein Rezept finden, wie das funktioniert.»
Vielleicht braucht Luitz ja einfach eine Topplatzierung oder gar den ersten Weltcup-Sieg, um endgültig durchzustarten. Dafür scheint kaum ein Rennen prädestinierter als Val d’Isère. Zwei seiner bisherigen drei Podestränge fuhr er im französischen Wintersportort heraus (2012, 2013), dazu kommt ein siebter Platz im Vorjahr. «Mir liegt der Hang schon, er ist steil und schwer präpariert, das mag ich gern», sagt Luitz und erklärt: «Es ist von oben bis unten eine Rauferei.»
Am vorigen Wochenende wurde in Val d’Isère übrigens auf einer anderen Piste gefahren – und Luitz war so schlecht platziert wie seit 2011 nicht mehr in einem Riesenslalom. Das will er auf der Olympiastrecke wettmachen und kündigt bereits an: «Es gilt, voll zu attackieren.»
Fotocredits: Gian Ehrenzeller
(dpa)