Klingenthal – Severin Freund mobilisiert die Massen. Der völlig unerwartete Erfolg des deutschen Vorzeige-Adlers hat den Vorverkauf für den Skisprung-Weltcup am Samstag und Sonntag in Klingenthal noch einmal kräftig angekurbelt.
Ob die Fans aber auch einen ebenso entfesselt wie konstant fliegenden Freund im Vogtland erleben können, ist zumindest fraglich. Denn nach der langen Verletzungspause und dem damit verbundenen späten Trainingseinstieg dürften noch lange nicht alle Automatismen beim Weltmeister funktionieren.
«Der Erfolg in Kuusamo und das damit gestiegene Selbstvertrauen werden ihm dabei helfen, doch die Konstanz kann er sich nur über weitere Wettkämpfe erarbeiten. An unserer Zielsetzung, den Formaufbau kontinuierlich voranzutreiben, hat sich daher nichts geändert», sagt Bundestrainer Werner Schuster im Hinblick auf Klingenthal.
Und ist damit auf einer Wellenlänge mit Freund. «Aktuell fühle ich mich gut, bin gesund und natürlich motiviert, weiter an meiner Form zu arbeiten. Der Erfolg von Kuusamo gibt zwar Selbstvertrauen, aber da die beiden Schanzenprofile höchst unterschiedlich sind, sind die Uhren wieder auf Null gestellt», sagt der Bayer.
Die Schanze in Kuusamo war für den Wettkampf-Einstieg Freunds ein Glücksfall. Dort konnte er seine Vorzüge ausspielen, sein aggressiver Absprung verschaffte ihm einen Vorteil vor der Konkurrenz. In Klingenthal, wo der Weltcup-Zirkus nun bereits zum zehnten Mal in der Vogtland-Arena gastiert, könnte das etwas anders sein.
In den vergangenen Jahren habe er dort sowohl sehr gute als auch weniger erfolgreiche Wettkämpfe absolviert. «Natürlich möchte ich wieder gute Sprünge zeigen, aber die Konkurrenz ist stark. Das gilt sowohl für den Einzel- als auch den Teamwettkampf», sagt Freund.
Schuster versucht, den Druck des Erfolg-haben-Müssens von Freund zu nehmen. Und hofft darauf, dass die anderen Springer die Vorlage ihres Anführers nutzen. Dabei denkt der Coach vor allem an Andreas Wellinger und Richard Freitag, die beide in Klingenthal schon ganz weit vorn landeten. Besonders Wellinger sollte nach seiner «Angst-Schanze» Kuusamo nun wieder angreifen. «Als Mannschaft wollen wir uns in Klingenthal nun weiter nach vorne entwickeln. Aktuell herrscht eine positive Dynamik im Team», sagt Schuster.
Ein Fingerzeig, wie stark seine Schützlinge wirklich sind, könnte der Teamwettbewerb am Samstag bringen. Für die vier Plätze hat Schuster die Quahl der Wahl, nachdem Karl Geiger und Markus Eisenbichler in Finnland mit Top-10-Plätzen schon überzeugten und Wellinger und Freitag im Angriffsmodus sein sollten. Schließlich hat er auch noch mit David Siegel den Deutschen Meister und Stephan Leyhe im Aufgebot, denen die deutsche Schanze besser liegen sollte als der Bakken am Polarkreis.
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(dpa)