So funktioniert die Vierschanzentournee

Oberstdorf (dpa) – Millionen von Skisprung-Fans verfolgen seit 1953 die Vierschanzentournee. Die Traditionsveranstaltung auf den vier Schanzen in Deutschland und Österreich steigt in diesem Winter vom 30. Dezember 2017 bis 6. Januar 2018 bereits zum 66. Mal.

DAS IST BESONDERS:

Anders als im Weltcup gibt es bei den Wettkämpfen der Tournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die 25 Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale der besten 30 Springer ein. Um die Paarungen für die Wettkämpfe zu ermitteln, wird das Ergebnis der Qualifikation herangezogen. Der Beste der Quali tritt gegen den 50. an, der Zweite trifft auf den 49. Der  Wettkampf beginnt traditionell mit dem Duell des 26. gegen den 25.

Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

DAS IST NEU:

Die zehn besten Springer im Weltcup müssen seit diesem Winter auch in der Qualifikation antreten und sind nicht mehr automatisch für den Wettkampf qualifiziert. In der Vergangenheit hatten die Stars wegen der Strapazen und aus taktischen Gründen häufiger die Qualifikation ausgelassen. Sven Hannawald, der 2001/2002 alle vier Wettkämpfe gewann, verzichtete gerne auf die Qualifikation und hatte mit der Taktik Erfolg.

Durch den Wegfall des Privilegs für die Elite dürfte es bei dieser Tournee auch weniger Top-Duelle im K.o.-Modus geben als in den Vorjahren. Spitzenspringer, die in den vergangenen Jahren ausgelassen hatten, wurden stets an Position 50 gesetzt und trafen auf den Quali-Sieger. Wer dieses Mal nicht antritt oder nicht in den Top 50 landet, ist für den Wettkampf nicht qualifiziert. Das gilt auch für den Deutschen Richard Freitag, der mit dem Gelben Trikot in die Tournee startet.

DIE SCHANZEN:

Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 27.000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter)

Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 25.000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26.000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck/Österreich 138 Meter)

Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 26.000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Andreas Wellinger/Deutschland 144,5 Meter)

DIE FAVORITEN:

Heißeste Kandidaten auf den Sieg sind in diesem Winter tatsächlich die Deutschen um Gelb-Träger Richard Freitag und den Weltcup-Zweiten Wellinger. Vier Siege gelangen den DSV-Adlern im bisherigen Winter ohne Olympiasieger Severin Freund, der wegen eines Kreuzbandrisses die komplette Saison verpasst. Hinter Freitag und Wellinger gilt auch Markus Eisenbichler als Anwärter auf Top-Plätze.

Das deutsche Team hat aber jede Menge Herausforderer: Vorjahressieger bei der Tournee ist Olympiasieger Kamil Stoch. Der Pole holte zuletzt in Engelberg Schwung und kommt mit den vier Schanzen gut zurecht.  Auch Gesamtweltcup-Sieger Stefan Kraft aus Österreich ist ein   Kandidat auf den Sieg. Der norwegische Youngster Daniel Andre Tande sowie der slowenische Routinier Peter Prevc könnten ebenfalls ganz vorne reinspringen.

DIE STATISTIK:

Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe. Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969).

Fotocredits: Karl-Josef Hildenbrand

(dpa)