Sölden: Wie schnell ist ein gesunder Neureuther?

Sölden (dpa) – Der Gang von Felix Neureuther ist unverändert steif. Auch vor dem Start in den WM-Winter bewegt sich Deutschlands bester Skirennfahrer in Sölden mit seinen 32 Jahren etwas verkrampft und langsamer als die Altersgenossen.

«Ich habe seit 15 Jahren Rückenprobleme, da ist natürlich schon eine Schonhaltung. Aber es war schon sehr, sehr viel schlechter, das muss man auch sehen», erklärte Neureuther. «Der Rücken ist echt gut stabil soweit. Man merkt die Beanspruchung, aber alles gut.»

Die Ausgangslage vor dem ersten Weltcup-Rennen am Sonntag (10.00/13.00 Uhr) ist für Neureuther Verhältnisse hervorragend. «Felix hatte eine so umfangreiche Vorbereitung wie schon seit vier Jahren nicht mehr», berichtete der Alpinchef des Deutschen Skiverbands, Wolfgang Maier. Seine Hoffnung auf eine Rückkehr des Herren-Teams zum hohen Niveau von vor zwei Jahren ist deswegen groß – auch Fritz Dopfer, Stefan Luitz und die anderen Techniker gehen erwartungsfroh in die Saison.

Neureuther selbst will zurück zu den Ergebnissen, mit denen er die Slalom-Kugel attackieren und als Medaillenfavorit zur WM fahren kann. «Natürlich will ich an die Leistungen anknüpfen, wo ich vor zwei, drei Jahren war. Das ist das Ziel», sagte er und verkündete: «Ich bin mir sicher, dass das in meinem Körper drin steckt.»

Weder die Bandscheiben noch eine nicht verheilende OP-Narbe am Knöchel oder ein anderes Körperteil zwangen Neureuther im Sommer zu einer ungewollten Pause. «Ich konnte all die Dinge machen, von denen ich geglaubt habe, dass ich sie nicht mehr machen werde», erzählte der Routinier des deutschen Teams. Er stand schon im Juli wieder auf Ski, trainierte in Argentinien und – als Vorbereitung auf den flachen Hang beim WM-Slalom in St. Moritz im Februar – sogar in einer Skihalle.

Die Konkurrenten jedenfalls erwarten im WM-Winter einen bärenstarken Neureuther. «Er war schon auf dem Podest, als er noch diese ganzen Probleme mit sich rumgeschleppt hat – ein gesunder Felix ist gefährlich. Weil er echt schnell ist. Wenn der ins Rollen kommt, dann kann er ziemlich viele Rennen gewinnen», prognostizierte der Amerikaner Ted Ligety, der am Sonntag nach einer von Verletzungen geprägten vergangenen Saison selbst wieder die alte Stärke demonstrieren will.

Der Franzose Alexis Pinturault – für Neureuther neben Ligety und dem österreichischen Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher einer der Riesenslalom-Topfavoriten in der Saison – freut sich vor allem aus Branchensicht auf einen Neureuther in gutem Zustand: «Er ist einer der wichtigsten Fahrer im alpinen Skisport.»

Von den Prognosen der anderen will sich Neureuther nicht unter Druck setzen lassen. «Das ist mir relativ wurscht. Ich muss da einfach nur auf mich schauen», sagte er. «Lieber mit nicht so hohen Erwartungen hingehen und dafür überraschen, als himmelhochjauchzend am Start stehen und dann sauber auf die Schnauze fallen.»

Für Dopfer ist Sölden eine «sehr, sehr wichtige Standortbestimmung», Neureuther dagegen will dem Saisonauftakt keine zu große Bedeutung beimessen. «Für mich beginnt die Saison im Dezember – und die Vorbereitung nach Sölden. So bin ich eigentlich immer relativ gut durch den Winter gekommen», sagte er.

Ein kleines bisschen interessiert sich aber auch Neureuther für das Resultat: «Ich bin letztes Jahr ohne Training Sechster geworden. Es wäre schon schön, wenn es wieder in dem Bereich ist.»

Fotocredits: Karl-Josef Hildenbrand

(dpa)