Bischofshofen – Kamil Stoch grinste zuversichtlich in die Kamera. Weniger als 24 Stunden vor dem geplanten Grand Slam bei der Vierschanzentournee war der Titelverteidiger aus Polen bestens aufgelegt.
Dass er die Qualifikation auch beim vierten Springen in Bischofshofen nicht gewann, könnte für Stoch ein gutes Omen sein: In Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck gab es keine Quali-Siege für den derzeit überlegenen Skispringer, im Wettkampf führte er die Konkurrenz dann aber an allen drei Orten vor. Mit dem Ausstieg von Rivale Richard Freitag nach dessen Sturz in Innsbruck scheint auch der letzte ernsthafte Konkurrent ausgeschieden zu sein.
«Für vier Siege auf vier Schanzen braucht man auch Glück. Ich bin auch nervös, jeder von uns ist nervös. Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen», sagte der 30-Jährige vor dem finalen Springen an diesem Samstag (17.00 Uhr). Der Deutsche Sven Hannawald, dem 2001/2002 als bislang einzigem Skispringer das Kunststück gelungen ist, muss um seine bislang historische Bestmarke bangen. «Kamil springt hier im Moment alles in Grund und Boden. Es ist ähnlich wie bei mir damals, er hat jetzt alles in der eigenen Hand», sagte der inzwischen 43-Jährige bei Eurosport.
Bei der Vorausscheidung auf der Paul-Außerleitner-Schanze überließ Stoch (130 Meter) seinem Teamkollegen Dawid Kubacki (136 Meter) den Vortritt, den ersten Probesprung hatte er zuvor demonstrativ ausgelassen. «Ich konzentriere mich nicht darauf, Rekorde zu brechen», erklärte Stoch. Ohne Freitag müssen den bisherigen Tournee-Dominator am Samstag andere Deutsche attackieren. Andreas Wellinger als Achter und Markus Eisenbichler als Neunter schafften es in der Qualifikation in die erweiterte Spitze, müssen sich für den vierten Podestplatz der DSV-Adler bei dieser Tournee aber noch deutlich steigern.
«Am Anfang der Tournee war ich ein bisschen hektisch, jetzt weiß ich genau mein Konzept, was ich machen muss. Das taugt mir einfach», sagte Eisenbichler, der einen Probedurchgang mit 131 Metern zuvor gewonnen hatte. Wellinger, in der Tournee-Wertung Zweiter und in Innsbruck auf dem Podest, sagte: «Die Ausgangsposition ist sehr gut, ich freue mich auf den Wettkampf.» Der 22-jährige Bayer kämpft in der Tournee-Wertung vor allem mit dem Japaner Junshiro Kobayashi um den zweiten Gesamtplatz.
Hinter Wellinger und Eisenbichler qualifizierten sich auch die weiteren deutschen Springer für das Finale auf der Schanze in Pongau. Karl Geiger (128 Meter) untermauerte als 17. erneut seine Ambitionen in der erweiteren Weltspitze. Stephan Leyhe und Constantin Schmid (beide 124,5 Meter) landeten im Mittelfeld auf den Rängen 26 und 33. Pius Paschke (118 Meter) schaffte es gerade so in den Wettkampf.
Leyhe, der am Freitag seinen 26. Geburtstag feierte, hat ebenfalls noch Ambitionen auf einen Top-Ten-Rang in der Tournee-Wertung. «Ganz beschenkt habe ich mich heute nicht. Ich bin noch nicht so ganz zurecht gekommen mit dieser Schanze, aber das kriege ich bis morgen noch hin», sagte er. Das finale Springen darf er am Samstag eröffnen. In seinem Duell bekommt er es mit dem 45 Jahre alten Japaner Noriaki Kasai zu tun.
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(dpa)