Südkorea mit größten Winter-Paralympics zufrieden

Pyeongchang – Wenn die Paralympischen Winterspiele am Sonntag zu Ende gehen, schließt sich für Gastgeber Südkorea ein Kreis.

1988 fanden in Seoul zum ersten Mal Olympische Spiele und Paralympics an einem Ort statt. 30 Jahre später organisierte Südkorea in Pyeongchang die Winter-Weltspiele für Sportler ohne und mit Behinderung.

Wie schon bei Olympia erwies sich der wirtschaftliche Tigerstaat bei den Paralympics erneut als Meister der Organisation. Gute Noten gab es von den Athleten und vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) schon vor Abschluss der bisher größten Winterspiele in der Geschichte des Behindertensports.

BEWERTUNG: IPC-Präsident Andrew Parsons zog vorläufig eine positive Bilanz. Er sei in sportlicher und organisatorischer Hinsicht «sehr zufrieden und sehr glücklich», sagte der Brasilianer. «Wir haben gute Leistungen gesehen, viele verschiedene Nationen haben Medaillen gewonnen, die Stimmung war großartig, wir haben einen Ticket-Rekord aufgestellt.»  

Auch aus Sicht der Organisatoren war man mit der Resonanz mehr als zufrieden. Mit über 330.000 verkauften Tickets wurde die Bestmarke von 316.200 Eintrittskarten für die Spiele in Sotschi 2014 überboten. Einziger Wermutstropfen: Mehr als ein Viertel der verkauften Karten wurde nicht genutzt. Dadurch gab es sichtbare Lücken auf den Rängen.

Auch die Athleten-Vertreterin Katja Saarinen zeigte sich zufrieden. Es gebe zwar immer Stellen, die verbesserungswürdig seien, aber auf einer Bewertungsskala von 1 bis 10 würde sie eine 8 geben, sagte die 38-jährige Finnin und viermalige Teilnehmerin an Para-Winterspielen der Deutschen Presse-Agentur. 

«Pyeongchang ist insoweit außergewöhnlich gut, dass Vieles schon  während der Olympischen Winterspiele geändert wurde», sagte das Mitglied des Athletenrats über den Zugang zu den Unterkünften und Sportstätten. Anfangs habe es durch den vielen Schnee einige Probleme gegeben. «Aber die Athleten wissen, wie sie damit umgehen. Grundsätzlich war hier alles auf einem guten Level.» Abstriche machte die Finnin beim Transport. Vom olympischen Dorf in der Bergregion um Pyeongchang sei es zum Alpin-Zentrum in Jeongseon oder zu den Hallen für Rollstuhl-Curling und Schlitten-Eishockey in der Küstenstadt Gangneung schon sehr weit gewesen.

STIMMUNG: Es seien zwar seine ersten Paralympics gewesen, doch die Stimmung im Athleten-Dorf und auf den Rängen sei «sehr gut» gewesen, sagte der deutsche Biathlet und Langläufer Steffen Lehmker. Was ihn besonders freut: «Man feuert sich gegenseitig an und motiviert sich.»

Der Chef der Mission der deutschen Paralympics-Mannschaft, Karl Quade, äußerte sich darüber erstaunt, auch außerhalb des olympischen Dorfes eine gute Atmosphäre erlebt zu haben. «Es gab auch viele Menschen mit Behinderungen und Kinder». Auch habe er viele Schulklassen bei den Wettbewerben gesehen.

NORDKOREA: Die Politik spielte bei den Paralympics nicht mehr so direkt hinein wie noch zuvor bei Olympia im Februar, als Nordkorea zur Eröffnungs- und Schlussfeier hohe Delegationen schickte. Doch beide Staaten benutzten auch die Paralympics als Plattform, um ihre schwierige Annäherung fortzusetzen und Signale der Versöhnung auszusenden.

Pjöngjang schickte zum ersten Mal überhaupt Athleten zu Winter-Paralympics. Zwar nahmen nur zwei Langläufer teil, doch allein ihre Auftritte sorgte im Biathlon-Center für Hochstimmung. Einen symbolträchtigen Akzent setzten erneut die Zuschauer, als sie mit kleinen Vereinigungflaggen winkten, die eine koreanische Halbinsel in Blau auf weißem Hintergrund zeigt. Allerdings reiste die nordkoreanische Delegagion schon vor der Abschlussfeier ab. 

HINTERLASSENSCHAFT: Viele Verbände und die Regierung des Landes hoffen jetzt, dass die Spiele auf lange Sicht helfen, nicht nur die Aufmerksamkeit auf Menschen mit Behinderung zu verstärken, sondern auch mehr Betroffene für den Sport zu motivieren. «Wir haben noch nicht so viele Para-Athleten im Land», sagte Chae Yong Yoon, der 20 Mitglieder einer Behinderten-Sportgruppe ins Biathlon-Stadion brachte. «Wir müssen wirklich das sportliche Umfeld noch verbessern», sagte der Trainer in einem Rehabilitionszentrum in Asan im Westen von Südkorea. «Wir denken, dass Paralympics und Olympia gleich sind.»

Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)

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