Are – Als auf der Anzeigetafel «Bronze» aufleuchtete, fielen sich die deutschen Skirennfahrer schon um den Hals – nur um nach etwas verwirrenden Sekunden jäh aus ihrem Medaillenjubel gerissen zu werden.
Weil Linus Straßer im Team-Event der Weltmeisterschaften von Are nachträglich disqualifiziert wurde, blieb dem deutschen Team auch am Dienstag der so ersehnte erste Podestplatz in Schweden verwehrt. «Momentan sind alle etwas traurig, dass es der vierte Platz geworden ist», sagte Christina Geiger nach dem unglücklichen 1:3 im kleinen Finale gegen Italien. «Das ist einfach der beschissenste Platz.»
Eine starke Leistung des Quartetts mit Geiger, Straßer, Lena Dürr und dem jungen Anton Tremmel reichte am Ende nur für die Erkenntnis, «dass sich Vierter ziemlich kacke anfühlt», wie Straßer gefrustet anmerkte. Der Parallel-Spezialist war im letzten Rennen des engen Bronze-Duells schneller als sein Rivale ins Ziel gekommen, hatte bei einem Tor aber eingefädelt, wie in der Zeitlupe zu sehen war.
Nach sieben von elf Entscheidungen wartet der von vielen Blessuren seiner Athleten gebeutelte Deutsche Skiverband damit weiter auf eine Medaille in Are, es droht die erste WM seit zwölf Jahren ohne einen Podestplatz. «Wir sind immer wieder zurückgekommen von den ganzen Verletzungen. Wir haben nie aufgesteckt», sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier dem ZDF. «Uns hätte das schonmal ganz gut getan.»
Im Finale sicherten sich die Schweizer mit Kombinations-Weltmeisterin Wendy Holdener den Titel durch einen knappen Sieg über die Österreicher, die ohne Superstar Marcel Hirscher angetreten waren.
Statt der Eidgenossen wäre fast das deutsche Team, das auf die angeschlagenen Felix Neureuther und Stefan Luitz verzichtete, um Gold gefahren. Im Halbfinale hatte das Quartett die Schweiz am Rand der Niederlage. Dann aber unterlief Straßer gegen Ramon Zenhäusern, dem Olympia-Zweiten im Slalom, ein kleiner Fehler. Am Ende war er zwei Zehntelsekunden zu langsam. «Gegen Ramon mit seinen über zwei Metern muss ich mein letztes Hemd riskieren», sagte Straßer.
Die letzte Medaille in einem Team-Event holte eine deutsche Mannschaft 2013 mit Bronze bei der WM in Schladming. Bei Olympia in Pyeongchang vor einem Jahr kam das Aus im Viertelfinale gegen die späteren Olympiasieger aus der Schweiz, bei der WM in St. Moritz verlor Deutschland gleich zu Beginn gegen die Slowakei.
Dieses Mal gab es zu Beginn ein überzeugendes 3:1 gegen Außenseiter Großbritannien. Danach folgte ein 3:1 gegen Titelverteidiger Frankreich, nach dem Alpinchef Maier die Hand zur Faust ballte.
Gegen die Schweiz holten die Deutschen wie in Südkorea ein 2:2, hatten aber erneut die schlechteren Laufzeiten. Im kleinen Finale machte Dürr nach einem 0:2 den wichtigen Punkt zum 1:2, ehe Straßer sich ein hartes Rennen mit Alex Vinatzer lieferte. Der 26-Jährige schien sogar gewonnen zu haben, doch Sekunden später wurde er wegen des Einfädlers disqualifiziert – und Bronze war dahin.
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(dpa)