Türkischer Skisprung-Held träumt von «Fünfschanzentournee»

Garmisch-Partenkirchen – Es gab kaum eine Fernsehkamera und kaum ein Journalisten-Mikro, wo Fatih Arda İpcioğlu bei den ersten beiden Stationen der Vierschanzentournee nicht Halt machen musste.

Obwohl er in der Qualifikation nur die Plätze 64 und 66 belegte, wurde der 20-Jährige in den dicht gedrängten Mixed Zones in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen zu seiner Herkunft, seiner Geschichte und seiner Zukunft befragt. İpcioğlu ist nicht irgendein chancenloser Außenseiter, er ist der erste türkische Springer bei der Tournee – und genießt diesen Rummel sichtlich. «Es fühlt sich großartig an, hier zu sein. Ich liebe die Atmosphäre», sagte er, stets ein Strahlen in seinem Gesicht.

Für İpcioğlu ist die Tournee nach den beiden Stationen in Deutschland beendet, das Skisprung-Talent wird nicht nach Innsbruck und Bischofshofen reisen. «Wir haben andere Pläne, das habe ich mit meinem Trainer besprochen», sagte İpcioğlu. Stattdessen geht es im Continental Cup in Titisee-Neustadt im Schwarzwald weiter.

Er hofft auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Pyeongchang, muss dafür allerdings noch weitere FIS-Punkte sammeln.  Bei der Tournee zählte für den Ski-Exot zunächst das Erlebnis. «Ich bin stolz, dass ich der erste türkische Skispringer hier sein darf», berichtete er. Auf seinem langen Weg zum Profi brach er sich vor ein paar Jahren die Beine. Seine Mutter riet ihm, mit dem Springen aufzuhören, doch der Youngster machte einfach weiter.

In seiner Heimat trainiert İpcioğlu mit fünf weiteren Springern, den entsprechenden Schanzenkomplex finden sie im ostanatolischen Erzurum, wo auf fünf verschiedenen Schanzen gesprungen werden kann. Angesichts der modernen Anlage, die 2010 fertiggestellt wurde, äußert der türkische Premieren-Athlet einen kleinen Traum. «Ich hoffe, sie werden eines Tages die Fünfschanzentournee einführen und Erzurum als Ort hinzufügen. Die Schanze ist gigantisch und atemberaubend», erzählt İpcioğlu.

Eine große Skisprung-Begeisterung gibt es in der Türkei nicht, berichtet der Youngster. Sein Idol ist der Japaner Noriaki Kasai, der sich mit 45 Jahren noch immer die Schanzen hinunterstürzt. In 20 Jahren, wenn er in dieses Alter kommt, möchte İpcioğlu nicht mehr aktiv mitmischen. «Dann werden bei der Tournee viel mehr türkische Skispringer sein als heute. Und ich schaue mir das dann bequem vor dem Fernseher an», sagt er.

Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)

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