St. Moritz (dpa) – Nach dem Herzschlagfinale von St. Moritz und der um 0,05 Sekunden verpassten Riesenslalom-Kristallkugel machten Viktoria Rebensburg gleich drei Siegerehrung Mut für die Zukunft.
Für den Tagessieg im letzten Saisonrennen kletterte sie ganz oben aufs Podest und ließ sich feiern, der Applaus für Rang drei in der Gesamtwertung brachte die Skirennfahrerin ebenfalls zum Lächeln. Nur die Ehrung für Rang zwei in der Riesenslalom-Wertung nach einer furiosen abschließenden Zitterpartie machte sie nicht ganz glücklich.
Auch Alpinchef Wolfgang Maier hoffte nach den enttäuschenden Slalom-Resultaten von Felix Neureuther (10.) und Fritz Dopfer (18.) bei strahlendem Sonnenschein im WM-Ort 2017 vergeblich auf das große Erfolgserlebnis zum Abschluss – es wäre ein versöhnlicheres Ende einer mitunter schwierigen Saison gewesen. «Ich denke trotzdem, dass die Viktoria die verdientere Gesamtsiegerin gewesen wäre. Die Läufe, die sie ab Januar gezeigt hat im Riesenslalom und auch die Art und Weise, wie sie fährt, das ist schon eine eigene Klasse und hätte die Kugel verdient gehabt», sagte er am Sonntag.
Fünf Podestplätze in den letzten fünf Riesenslaloms, darunter drei Siege: Dennoch fehlten am Ende zwei magere Punkte auf Eva-Maria Brem. Als faire Zweite beglückwünschte Rebensburg die Österreicherin schon unmittelbar nach dem Rennen im Zielraum. «Es ist im Endeffekt schade, dass es so eng war, aber sie hat den vierten Platz gebraucht, und ob das jetzt fünf Hundertstel sind oder fünf Zehntel, das spielt dann keine Rolle mehr», sagte sie. «Deswegen habe ich ihr auch gleich gratuliert und ihr gesagt, dass sie es verdient gewonnen hat.»
Wäre Brem nur Fünfte geworden, hätte Rebensburg die dritte kleine Kristallkugel nach 2011 und 2012 überreicht bekommen. Und das trotz einer abermals verpatzten Fahrt im ersten Durchgang und nur Rang acht im Zwischenklassement. Im letzten Lauf des Winters aber zeigte die Olympiasiegerin von 2010 all ihr Können und raste auf der WM-Strecke von 2017 ohne einen Wackler und phänomenal schnell ins Ziel. «Das nehme ich mit für die nächste Saison», sagte sie mit etwas Abstand.
Brem dagegen zeigte nach Rebensburgs Vorlage Nerven und fiel von Platz eins nach dem ersten Lauf noch zurück – aber eben nicht weit genug. «Es war für mich so schlimm. Oben ist ein Lautsprecher, ich habe den ganzen Rennverlauf mitgekriegt», erzählte Brem. «Ich bin so erleichtert. Vor drei Jahren wollte ich meine Karriere beenden, weil die Erfolge gefehlt haben. Und jetzt das. Ich hoffe, dass dieser Tag nie aufhört.»
Trotz ihrer starken Form seit Januar ist Rebensburg froh über die anstehende Pause. «Ich bin auf dem Zahnfleisch dahergekommen», erzählte sie im ZDF. Für den Beginn der WM-Saison im Oktober kündigte die nun 13-fache Weltcupsiegerin aber bereits einen neuen Angriff an. «Ich fühle mich jetzt total wohl im Riesenslalom, ich kann um die Siege mitkämpfen und das ist eigentlich, was zählt und wichtig ist.» Dann sollen bei den wichtigen Siegerehrungen auch die richtigen Plätze auf dem Podium folgen – am besten bei der WM in St. Moritz.
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(dpa)