Lahti – Andreas Wellinger ist bereit für den Kampf um WM-Gold, und auch Markus Eisenbichler will beim Schanzen-Showdown in Lahti kräftig mitmischen. Das Bayern-Duo geht an diesem Samstag mit breiter Brust in den Skisprung-Wettbewerb auf dem kleinen Bakken.
«Die Jungs sind in einen guten Rhythmus gekommen. Wir sind in dem Kreis, in dem die Medaillen entschieden werden», stellte Bundestrainer Werner Schuster zufrieden fest.
Vor allem Wellinger soll das Fehlen des verletzten Severin Freund kompensieren. Mit 98,5 Metern untermauerte er in der Qualifikation seine Ambitionen auf Edelmetall. «Ich habe mir die nötige Lockerheit über Wochen und Monate erarbeitet. Wenn ich mein Zeug mache, kann ich ganz vorne mitkämpfen», sagte Wellinger.
Der zweimalige Weltmeister Sven Hannawald traut dem 21-Jährigen nach zuletzt acht Podestplatzierungen im Weltcup sogar den Titel zu. «Er hat auf jeden Fall Medaillenchancen. Wenn alles zusammenpasst, könnte es eventuell auch für ganz oben reichen», sagte Hannawald.
Auch Martin Schmitt, der 2001 in Lahti zweimal Gold gewann, zählt Wellinger zu den Favoriten. «Andreas hat eine sehr stabile Form und Einzelsprünge, die herausragend sind. Er kann aus eigener Kraft in jedem Wettbewerb eine Medaille gewinnen», erklärte der viermalige Weltmeister.
In den Tagen vor Lahti hat Wellinger die Akkus noch einmal aufgeladen. «Ich habe viel geschlafen», berichtete er. Nun will der Mann mit dem lila Helm, den einst auch Schmitt trug, nach Olympia-Gold 2014 im Team auch die erste WM-Medaille gewinnen. «Ich habe im Sommer hart dafür gearbeitet, dass ich über einen längeren Zeitraum konstant auf einem hohen Niveau springen kann», erklärte Wellinger. Das soll sich nun auszahlen.
Dem zweifachen Weltcupsieger bietet sich gleich eine doppelte Chance, denn auch im Mixed am Sonntag winkt Edelmetall. Das nimmt auch Eisenbichler ins Visier. Der 25-Jährige hat die Weltcup-Pause, die er vor der WM einlegte, intensiv genutzt. «Ich habe ein körperliches Training absolviert, bin jetzt von den Beinen her wieder fitter. Und ich bin in Oberstdorf gesprungen, habe dort Kleinigkeiten getestet», berichtete Eisenbichler. «Das hat mir etwas gebracht.»
Nachdem er im Dezember in Lillehammer erstmals auf dem Podium gelandet war, würde er diesen Erfolg bei der WM nur zu gerne wiederholen. «Ich bin guter Dinge. Wenn der Sprung passt, dann kann es was werden», erklärte Eisenbichler. Nach einem starken Probesprung verzichtete er auf die Qualifikation, in der Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch aus Polen mit 103,5 Metern den weitesten Sprung stand.
Schuster traut seinem Top-Duo, das durch Richard Freitag und Stephan Leyhe ergänzt wird, jedenfalls einiges zu. «Markus ist reifer geworden, er kann eine Überraschung schaffen», sagte der Bundestrainer. «Andreas startet zum ersten Mal mit guten Chancen in ein Großereignis, eine Einzelmedaille gewinnen zu können. Ich bin zuversichtlich, dass er das schafft.»
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(dpa)