Zwölfte Eisschnelllauf-WM in Inzell: Holländer geben Ton an

Inzell – Zum zwölften Mal zieht es die besten Eisschnellläufer zum WM-Titelkampf in die kaum 5000 Einwohner zählende Gemeinde Inzell in den Chiemgauer Alpen.

Die Weltmeisterschaften auf den Einzelstrecken werden vom 7. bis 10. Februar wieder zu einem Wallfahrtsort für Fans vor allem aus den Niederlanden.

Welche Entscheidungen fallen bei der Einzelstrecken-WM?

16 Medaillensätze – je acht bei Herren und Damen – werden an den vier Tagen von Inzell vergeben. Neben den traditionellen olympischen Strecken gehören erstmals auch die Teamsprints der Damen und Herren zum WM-Programm. Beide Rennen werden am Eröffnungstag stattfinden.

Wie stehen die Chancen der Deutschen?

Die bisherigen Weltcup-Ergebnisse ohne Podestplatz lassen nicht auf einen Medaillenrausch hoffen. Der letzte WM-Titel einer deutschen Eisschnellläuferin liegt acht Jahre zurück. Bei der ersten WM in der gerade fertiggestellten Max-Aicher-Arena von Inzell gewann Jenny Wolf die 500 Meter. Die Berlinerin, die 2014 ihre Laufbahn beendete, ist seit diesem Jahr für die Trainer-Ausbildung in der DESG zuständig.

Wem wird am ehesten eine Medaille zugetraut?

Der Erfurter Patrick Beckert kratzte als Vierter beim Weltcuprennen über 10.000 Meter im polnischen Tomaszow am Podestplatz, lief am zurückliegenden Wochenende auch über 5000 Meter in Hamar auf Platz fünf. Auch die Sprinter Nico Ihle und Joel Dufter schafften in diesem Winter Top-Sechs-Platzierungen und wollen sich bei der Heim-WM weiter steigern. Die fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein plagt sich mit Rückenproblemen, hat aber auch im Alter von fast 47 Jahren Chancen, über 5000 Meter noch einmal in Podestnähe zu laufen.

Wer sind die Favoriten?

Auch im Team der Herren sind die Niederländer Favorit. Auch auf den langen Strecken der Damen ge

ht der Sieg nur über die Oranje-Sportlerinnen. Im Sprint wollen vor allen Doppel-Olympiasiegerin Nao Kodaira aus Japan und Havard Lorentzen aus Norwegen ihre Erfolge von Pyeongchang bestätigen.

Wie ist die Zuschauer-Resonanz?

Mehr als 1500 niederländische Fans haben sich Tickets für alle vier Wettkampftage gesichert, rund 500 Bestellungen gingen aus Norwegen ein. Doch die Resonanz unter den heimischen Fans kommt nicht an die WM 2011 heran, als die Aicher-Arena mit fast 5000 Besuchern oft ausverkauft war. Diesmal stehen für alle Tage noch Tickets an den Tageskassen zur Verfügung. Ein Loch im 700 000-Euro-Budget wird aber auch bei nicht ganz gefüllten Rängen nicht gerissen. «Es gibt dann aber weniger Gewinn, der sonst dem Eisschnelllauf zugute käme», sagt Organisationsleiter Hubert Kreutz.

Warum sind die Eisschnellläufer gerade von Inzell so begeistert?

Kreutz spricht von einer magischen Anziehungskraft der kleinen Gemeinde in den Chiemgauer Alpen. Das gesamte Jahr über trainieren Teams aus aller Welt auf der schnellen Bahn unterhalb des Falkenbergs. «Vor allem ist es die Ruhe. Die Uhren gehen hier langsamer als in eine Großstadt», fügte Kreutz hinzu. Die Organisation läuft stets perfekt, in den Quartieren wird Sportlern wie Fans jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Bislang fanden vier Allround-, fünf Sprint- und zwei Einzelstrecken-WM der Eisschnellläufer in dem 693 Meter hoch gelegenen Örtchen statt.

Sind Weltrekorde möglich?

Auf den meisten Strecken sind Weltrekorde nur noch auf den Hochlandbahnen von Salt Lake City und Calgary möglich. Aber im Teamsprint und auch den ganz langen Strecken über 5000 bzw. 10.000 Meter scheint zum Saison-Höhepunkt eine Bestmarke denkbar. «Das wäre das schönste Dankeschön für uns Organisatoren», sagt Organisations-Chef Kreutz. Oranje-As Esmee Visser hatte vor zwei Wochen in Heerenveen in 6:47,47 Minuten den Weltrekord über 5000 Meter um weniger als fünf Sekunden verfehlt und eine inoffizielle Bestmarke für Flachlandbahnen fixiert.

Fotocredits: Vadim Ghirda
(dpa)

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